Mit seinem dichten Programm, seinen internationalen Kooperationen und seiner Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus ist der Designmonat Graz ein Höhepunkt im Eventjahr und zugleich ein dynamischer Impulsgeber für den urbanen Raum. Er bringt Menschen zusammen, regt Debatten an, belebt Quartiere und schafft Sichtbarkeit für jene, die mit Kreativität, Mut und Engagement unsere Zukunft mitgestalten. Design ist in unserer Stadt weit mehr als bloße Gestaltung. Es ist ein Mittel des Ausdrucks, des Dialogs – und eine Chance, unsere Welt bewusst und verantwortungsvoll zu formen. Als UNESCO City of Design haben wir uns verpflichtet, die Potenziale von Design nicht nur zu aufzuzeigen, sondern auch im Alltag erlebbar zu machen.
Graz ist eine Stadt, die sich laufend verändert und dabei stets offen bleibt für neue Perspektiven, für Vielfalt, für den Dialog zwischen Ideen und Disziplinen. Genau das macht ihre besondere Qualität aus: Graz denkt urban, international und zukunftsorientiert. Und nirgendwo wird das deutlicher spürbar als im Designmonat Graz. Mein Dank gilt den Creative Industries Styria sowie dem Referat „City of Design“ der Stadt Graz für ihre Unterstützung und ihre Leidenschaft für die Förderung von Kreativität und Design in unserer Stadt.
Günter Riegler
Wirtschafts- und Kulturstadtrat
Geleitworte von Willibald Ehrenhöfer
Einleitende Worte von Willibald Ehrenhöfer, Landesrat für Wirtschaft, Arbeit, Finanzen, Wissenschaft und Forschung, zum Designmonat Graz 2025.
Der Designmonat Graz lädt auch heuer wieder dazu ein, in die Welt der Kreativität, der Innovation und des gestalterischen Denkens einzutauchen. Einen Monat lang wird die steirische Landeshauptstadt zur Plattform für zeitgenössisches Design, zum Treffpunkt der Kreativszene und zum Schaufenster für neue Ideen und zukunftsweisende Konzepte.
Diese Veranstaltungsreihe ist weit mehr als ein kulturelles Ereignis. Sie ist ein Signal für die wirtschaftliche Bedeutung von kreativer Arbeit und zeigt dabei, welchen Stellenwert kreative Impulse für den Wirtschaftsstandort Steiermark haben.
Mit rund 8.876 Unternehmen, über 22.000 Beschäftigten und einer Bruttowertschöpfung von rund einer Milliarde Euro ist die steirische Kreativwirtschaft eine wichtige Säule der heimischen Wirtschaft. Besonders hervorzuheben ist dabei die Struktur der Branche: Drei Viertel der steirischen Kreativunternehmen sind Ein-Personen-Unternehmen – flexibel, spezialisiert und besonders innovativ.
Der Designmonat Graz ist ein Ort, an dem Neues entsteht und ungewöhnliche Wege beschritten werden. Er verdeutlicht, wie eng wirtschaftliche Stärke und kreative Exzellenz miteinander verbunden sind.
Ich wünsche allen Besucherinnen und Besuchern anregende Eindrücke, inspirierende Begegnungen und viel Freude beim Entdecken der Vielfalt der heimischen Kreativszene sowie beim Erkunden des vielfältigen Angebots unserer schönen Landeshauptstadt.
Willibald Ehrenhöfer
Landesrat für Wirtschaft, Arbeit, Finanzen, Wissenschaft und Forschung
Außerhalb von Graz
Design kennt keine Stadtgrenzen. Diskurs in Weiz, eine Ausstellung auf Schloß Hollenegg oder die »almfrische« in Trahütten – der Designmonat wirkt auch über die Stadt hinaus.
Auch wenn Graz das Zentrum des Festivals bildet, machen zahlreiche Programmpunkte außerhalb der Stadt deutlich: Design ist ein Thema, das in der gesamten Region lebt. Vom Schloss Hollenegg for Design bis Pöllau, wo Landwirtschaft auf Kreativwirtschaft trifft – Design zeigt sich in vielfältigen Kontexten und macht den Designmonat zu einem regionalen Erlebnis. Wer sich auf den Weg macht, entdeckt kreative Orte, engagierte Communities und überraschende Perspektiven auf das Festivalthema »The New Real«.
Design in der Region verankert
Die Veranstaltungen außerhalb von Graz bringen Design in ländliche Räume. Dort trifft Gestaltung auf Handwerk, Innovation auf Tradition. Besucher:innen können an Workshops teilnehmen, Ausstellungen besuchen oder Einblicke in kreative Prozesse erhalten, die sonst oft verborgen bleiben. Auch hier ist Partizipation gefragt: Regionale Initiativen laden dazu ein, mitzugestalten und mitzudiskutieren – sei es bei offenen Ateliertagen, Vorträgen oder dialogorientierten Formaten.
So wird der Designmonat Graz 2025 nicht nur zum urbanen, sondern auch zum regionalen Ereignis. Die Steiermark wird zur erweiterten Bühne für Design und Innovation – und zeigt, wie kreativ vernetzte Regionen »The New Real« interpretieren.
Auch wenn das Hornig Areal als Festivalzentrum im Mittelpunkt steht, entfaltet sich der Designmonat Graz 2025 an vielen weiteren Orten steirischen Landeshauptstadt. Von Shops über Werkstätten, Galerien, Bildungseinrichtungen bis hin zum öffentlichen Raum. Der Designmonat ist allgegenwärtig in Graz. Ob Ausstellungseröffnung, Workshop, Performance oder Design-Touren: Überall in der Stadt gibt es während des Designmonats die Möglichkeit, Teil des Programms zu werden, Neues zu entdecken und mit Designer:innen in Austausch zu treten.
Design in der Stadt verteilt
Die Programmpunkte bringen Design direkt in den Alltag der Stadt. Wer durch die Gassen schlendert, kann in kleinen Shops auf Designkollektionen stoßen, in Ateliers mit Gestalter:innen ins Gespräch kommen oder in temporären Ausstellungen neue Perspektiven entdecken. Manche Formate laden zum Mitmachen ein – etwa bei Workshops in Werkstätten oder bei Führungen durch Designorte, die sonst im Verborgenen bleiben. Auch Kulturinstitutionen und Bildungseinrichtungen zeigen, wie sie mit dem Festivalthema »The New Real« arbeiten und machen Design so erfahrbar – nicht als abstraktes Konzept, sondern als konkrete Auseinandersetzung mit der Welt, in der wir leben. Graz wird zur Bühne, auf der sich kreatives Denken dezentral entfaltet.
Zwischen intensiven Eindrücken und vollen Programmpunkten darf auch der Genuss nicht zu kurz kommen. Genau dafür gibt es im Designmonat Graz 2025 ein kulinarisches Pop-up direkt im Festivalzentrum: »Die Speis« und »ROST« servieren gutes Essen, kalte Drinks und genau die richtige Stimmung für eine kreative Pause.
Design erleben, Geschmack genießen
Ob kurze Verschnaufpause oder ausgedehntes Verweilen – das Pop-up im Hornig Areal verbindet Design und Genuss auf unkomplizierte Art. Serviert wird, was schmeckt, entspannt und zusammenbringt.
»Die Speis« steht für nachhaltigen Genuss, regionale Zutaten und eine klare Haltung. Hinter dem Konzept stehen Sophie, Stephan und Florian – Gastronom:innen aus Leidenschaft, die mit über 90 % regionalen Produkten arbeiten und seit 2022 als Green Restaurant und Green Caterer zertifiziert sind. »ROST«, gegründet von Liza mit langjähriger Erfahrung in der Eventbranche, verbindet steirische Weinkultur mit Moderne – in Zusammenarbeit mit der Winzervereinigung Erzherzog Johann, bietet sie steirischen Rosé-Wein-Sprizz an, abgefüllt bei Christof Krispel in Markt Hartmannsdorf.
Gemeinsam schaffen sie im Hornig Areal ein Erlebnis für alle, die neben Design auch Wert auf gutes Essen und eine entspannte Atmosphäre legen.
Guided Tour
Design-Touren
Design entdecken, erleben und verstehen – bei acht geführten Design-Touren durch die Grazer Innenstadt.
Im Rahmen von »Design in the City« bietet der Designmonat Graz 2025 eine Reihe geführter Touren an, die Besucher:innen durch 20 ausgewählte Shops und Ausstellungsorte der Innenstadt führen. An acht Terminen öffnen Designer:innen und Unternehmen ihre Räume und laden dazu ein, Design hautnah zu erleben – sei es in Form von Mode, Schmuck, Interior oder nachhaltigen Materialinnovationen. Jede Tour ist thematisch kuratiert und setzt unterschiedliche Schwerpunkte: von »Culture Fusion« über »Fashion & Interior« bis hin zu »Social & Sustainable«. Begleitet von fachkundigen »GrazGuides« erhalten die Teilnehmenden tiefe Einblicke in die kreativen Prozesse, die Ideen hinter den Produkten und die vielfältigen Gesichter der Designstadt Graz.
Design entdecken, Vielfalt erleben
Mit Startpunkten an zentralen Orten wie dem Mariahilferplatz, dem Jakominiplatz oder der Herrengasse dauern die Touren jeweils etwa eineinhalb bis zwei Stunden und schaffen Verbindungen zwischen Design, urbanem Leben und individueller Erfahrung. »Design in the City« macht deutlich: In Graz ist Design nicht nur Ausstellungsthema, sondern gelebte Praxis. Die Touren laden dazu ein, die UNESCO City of Design auf eine neue Weise zu entdecken, kreative Ansätze kennenzulernen und Design als Teil einer dynamischen Stadtkultur zu erleben.
Guided Tours
Design in the City
Design Shopping
Design erleben und entdecken – 20 Shops, 21 Tage Design Shopping in der Grazer Innenstadt.
Design in the City ist ein Format im Rahmen des Designmonat Graz, das Design abseits klassischer Ausstellungen in den Alltag der Stadt integriert. 20 Shops in der Grazer Innenstadt bieten an 21 Tagen eine Plattform für außergewöhnliche Produkte, innovative Kollektionen und kreative Konzepte. Dabei geht es nicht nur um das Einkaufserlebnis, sondern um den direkten Zugang zu Gestaltung, zu den dahinterstehenden Ideen und Prozessen.
Designer:innen präsentieren ihre Arbeiten direkt in den Shops und geben Einblicke, wie Design Markenidentitäten prägt, nachhaltige Produktentwicklungen unterstützt und neue Perspektiven auf Lebensräume eröffnet. Die Besucher:innen erleben Design als etwas, das weit über Ästhetik hinausgeht: als Werkzeug zur Innovation, zum bewussten Konsum und zur Gestaltung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse.
Ob Mode, Möbel, Schmuck, Interior oder Materialinnovationen – Design in the City zeigt die Vielfalt und Relevanz von Gestaltung in unterschiedlichsten Lebensbereichen. Ergänzt wird das Programm durch geführte Touren mit den GrazGuides, die eine kuratierte Entdeckungsreise durch die Shops anbieten und Hintergründe zu Designer:innen, Konzepten und Produktionsweisen vermitteln.
Als UNESCO City of Design nutzt Graz das Format, um die lebendige lokale Szene sichtbarer zu machen und den Dialog zwischen Kreativschaffenden, Unternehmen und Besucher:innen zu fördern. Design in the City verbindet Einkaufen mit Lernen, Erleben mit Nachdenken – und macht die Stadt für 21 Tage zu einer offenen Bühne für gutes Design.
Design Shopping
Designmonat im Hornig Areal
Das Hornig Areal wird im Mai zum Zentrum des Designmonat Graz – mit Ausstellungen, Workshops und Events rund um Gestaltung im Zeitalter von KI und digitaler Realität.
Hier treffen kreative Geister aufeinander – und Fabrik-Chic auf geballte nationale und internationale Design-Power. Ausstellungen, Workshops und andere interaktive Formate bringen das verlassene Industriegelände über drei Wochen lang zum Leben. Das Festivalzentrum ist täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet und lädt zum mehrmaligen Besuch ein.
Programmpunkte im Festivalzentrum
13 Events finden dauerhaft im Hornig Areal statt:
The New Real
Design zwischen Wahrheit und Täuschung
Die titelgebende Ausstellung »The New Real« kreiert am Hornig Areal eine immersive Erlebniswelt, die die Grenzen zwischen Realität und Virtualität auflöst. KI-generierte Videobeiträge zu zentralen Aspekten unseres Alltags – von Mobilität über Architektur bis hin zu Fashion – hinterfragen die Bedeutung von Authentizität in einer zunehmend digitalisierten Welt. | Zum Programmpunkt
Oracles of Possible Futures
Wie sieht die Zukunft aus, oder: Welche Zukünfte sind überhaupt möglich? Als interaktive und begehbare Installation zeigen die »Oracles of Possible Futures« des argentinischen Mediendesigners Eduardo Fuhrmann Zukunftsszenarien, die zum Nachdenken über Technologie, Gesellschaft und unsere Rolle in der Welt anregen. | Zum Programmpunkt
Rebel Prints
„Schweigen ist keine Option“, diese zentrale Message will das deutsche Künstler-Duo Poster Rex mit der Plakatserie »Rebel Prints« transportieren, die sich als Gegenentwürfe zu populistischer Propaganda verstehen. In Siebdruck-Workshops werden weitere Werke live vor Ort geschaffen und somit Teil der Ausstellung, auch das Publikum kann selbst Poster drucken. | Zum Programmpunkt
Was ist, ist mehr, als es ist
Der international renommierte Grafiker und Künstler Eike König ist bekannt für plakative Botschaften und subtile Zwischentöne. Er zeigt eine Auswahl seiner „Sprachbilder“, in denen Techniken aus Typografie, Pop-Art und zeitgenössischem Design zusammenfließen und die gesellschaftliche Prozesse, Konsumkritik, Hoch- und Populärkultur, aber auch existenzielle Fragen aufgreifen. | Zum Programmpunkt
Design for Transformation
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von »Industrial Design«-Studierenden der FH JOANNEUM und gibt Einblicke in ihren Designprozess. Über all dem steht die Frage: Welche Verantwortung trägt Design in einer Welt im Wandel? Denn während KI die Grenzen zwischen Realem und Virtuellem scheinbar auflöst, wächst die Notwendigkeit eines bewussten, ethischen Umgangs mit Technologie. | Zum Programmpunkt
ADNA Academic Design Network Austria
Wie beeinflusst Design unsere zukünftige Realität? Und wie kann Bildung innovative Lösungen fördern? Rund um diese zentralen Fragen zeigt die Werkschau kritische Arbeiten und Forschungsergebnisse von Studierenden österreichischer Designhochschulen wie der FH JOANNEUM, New Design University St. Pölten, der FH Vorarlberg und FH Salzburg. | Zum Programmpunkt
Stitching the Centuries
Alte Handwerkskunst, neu gedacht: In der Bibliothek der Universität Graz wurden in mittelalterlichen Büchern Seidenstichmuster ihrer Zeit entdeckt. Während Herkunft und Zweck noch wissenschaftlich erforscht werden, haben zehn Designer:innen aus Graz und Covilhã sich mit einer zeitgenössischen Interpretation der Muster auseinandergesetzt und präsentieren nun die Ergebnisse. | Zum Programmpunkt
Design plus
Studierende des Masterstudiums »Ausstellungsdesign« an der FH JOANNEUM präsentieren unter dem Titel »Design plus« ihre Ausstellungskonzepte zu unterschiedlichen Designthemen – von Nachhaltigkeit über Inklusion und Emotion bis hin zu Virtueller Realität und „unsichtbarem Design“ im Alltag. | Zum Programmpunkt
Taste the Ortwein
… von Luft und Liebe
Speziell für den Designmonat zusammengestellt, zeigt die HTBLVA Graz Ortweinschule eine Auswahl von Abschlussarbeiten und Werkstücken aus ihrer Abteilung „Kunst & Design“, die die unterschiedlichsten Fachbereiche von Bildhauerei und Objektdesign über Film und Multimedia-Art bis hin zu Produktdesign umfasst. | Zum Programmpunkt
Rage Room
Befreien Sie sich von überflüssigem Design und schaffen Sie in einem lustvollen Akt der kreativen Zerstörung Platz für Neues. Bringen Sie dafür persönliche Design-Stücke, die Sie nicht länger benötigen, mit in den Rage Room und verabschieden Sie sich davon, wie Sie wollen – wenn nötig, auch mit Schutzanzug, Helm und Vorschlaghammer. | Zum Programmpunkt
Re:Space
Warum gibt es Leerstand und welche Auswirkungen hat er auf das urbane Umfeld und seine Bewohner:innen? Anhand von Best-Practices aus Graz und konkreten Umsetzungsbeispielen direkt am Hornig Areal die interaktive Ausstellung das Potenzial von Leerständen und Möglichkeiten für ihre Nachnutzung. | Zum Programmpunkt
Design-Clinic
Erste Hilfe für Design-Notfälle: Über 60 Expert:innen unterschiedlichster Disziplinen bieten im Rahmen der »Design-Clinic« und »Digital-Clinic« kostenlose Erstberatungen an. Akute wie chronische Ästhetik-Beschwerden sowie digitale Notfälle können vor Ort professionell behandelt und geheilt werden. | Zum Programmpunkt
Bilder sprechen Wände
Der Verein „Raum 117“ verwandelt die Wände des Festivalzentrums Hornig Areal in eine dynamische Graffiti-Landschaft. Die Werke greifen das diesjährige Fokusthema »The New Real« auf und setzen sich mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinander. | Zum Programmpunkt
Neben diesen Programmpunkten, die dauerhaft im Hornig Areal sind, gibt es viele weitere Workshops, Events und Ausstellungen, die tageweise stattfinden. Werfen Sie dafür einen Blick in unser vielfältiges Programm.
Gewebe der Zukunft: Wie KI und Tradition neue Teppiche spinnen
Ida Hausner und Max Blazek haben gemeinsam mit ihrem Vater Gebhart Blazek eine auf KI-Entwürfen basierende Teppichkollektion produziert, die im Rahmen des Designmonat Graz 2025 vorgestellt wird. Ein Interview zur Entstehung des Projekts.
Wie war der Entstehungsprozess des Projekts? Wie hat sich die ursprüngliche Idee entwickelt?
Max: Im Designtheoriekurs während meines Studiums in Berlin Weissensee haben wir ausführlich über den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Designprozess diskutiert. Ich fand diese theoretischen Überlegungen sehr bereichernd, wollte es aber auch in der Praxis ausprobieren. Wie würde es funktionieren, wenn ich versuchen würde, etwas mit der Unterstützung von KI zu entwerfen?
Das war zu Beginn des Jahres 2019.
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Ich habe dann begonnen, verschiedene Algorithmen auszuprobieren, die alle auf die Generierung von Bildern marokkanischer Teppiche abzielten. Ich war recht vertraut mit marokkanischen Teppichen und hatte durch meinen Vater Zugang zu einem großen Fundus an Teppichbildern. Die Ergebnisse dieser ersten Versuche waren ehrlich gesagt mäßig.
In erster Linie fehlte es mir an Daten. Damals wie heute gilt die Regel, dass eine große Menge an Daten extrem wichtig für das Trainieren von KI ist.
Nichtsdestotrotz war es ein interessantes Experiment, das mich und Gebhart zu langen Gesprächen über die Parallelen zwischen der Art und Weise, wie künstliche Intelligenz im Vergleich zum Menschen lernt und kopiert, inspirierte. Wir sprachen auch darüber, wie dies mit der Geschichte des Teppichdesigns in Marokko zusammenhängen könnte und ob die Entwürfe des Algorithmus in das Handwerk zurückgebracht werden könnten.
Ida: Für mich hat sich die Idee der Ausstellung aus dem Wunsch heraus entwickelt, das Ergebnis meiner Masterarbeit nicht auf den erfolgreichen Studienabschluss und ein nettes Buch zu beschränken. In ihr hatte ich mich mit Mustern und deren Entwicklung in marokkanischen Teppichen, sowie mit daraus KI-generierten Ableitungen auseinandergesetzt. Auf das Thema der analogen und digitalen Musterentwicklung bin ich im Sommer 2022 gestoßen. Ich habe mit Freund:innen über den Uniabschluss geredet und dabei kam das in meinem Leben große, aber bis dahin noch passive Thema “marokkanische Teppiche” als möglicher Fokus auf.
Am meisten fasziniert haben mich immer die Fülle an bunten und chaotisch anmutenden Mustern, die sich von Vorbildern von Teppichen aus städtischen Manufakturen ableiten. Wie sie sich von Stück zu Stück weiterentwickeln und die Teppiche dadurch selbst ihre Entwicklungsgeschichte zu erzählen scheinen. Eine Geschichte großer geografischer Dimension, denn die Muster dieser Teppiche wandern nicht nur in Marokko selbst und auch nicht erst seit kurzem von städtischen Gebieten in ländliche und vice versa. Im marokkanischen Teppichhandwerk spielen neben den Traditionen der Berber und arabischer Nomaden auch maurisch-andalusische, osmanische und weitere orientalische Einflüsse über das Mittelmeer hinweg eine Rolle. Das betrifft sowohl das Handwerk als auch die geknüpften Muster und Kompositionen, die aufgegriffen werden und die regionale Formensprache verändern.
Diese analoge Muster(weiter)entwicklung, die mich so fasziniert, ist also nichts ‘neues’ oder ‘modernes’ – diejenige einer KI hingegen schon. Aber, wie funktioniert die der KI überhaupt? Kann man sie sich ähnlich vorstellen, wie die ‘analoge’ Mustermigration in Teppichen?
Solche Fragen haben mich dann zu meinem Bruder Max gebracht, der sich über eine andere Fragestellung mit einem ähnlichen Thema beschäftigt hat. Dank seines Vorwissens hat er schnell zugesagt die technische Seite des Programmierens der KI zu übernehmen , die dann sowohl Daten für meine Masterarbeit geliefert hat als auch die Bilder für unsere gemeinsame Ausstellung MLrug. Unser Vater Gebhart war als lexikaler Unterstützer und Betreuer der praktischen Umsetzung auch schnell gewonnen.
Wie habt ihr euer Projekt technisch umgesetzt? Was hat diesen Prozess besonders geprägt?
Max: In meinen ersten Versuchen Anfang 2019 habe ich mit verschiedenen Algorithmen gespielt. Sie basierten alle auf sogenannten “generative adversarial networks“ oder kurz GANs. Diese waren zu jener Zeit Stand der Technik. Schon damals erzielte ich meine besten Ergebnisse mit „StyleGAN“, eine Art von GAN, das von Nvidia entwickelt wurde.
Als ich dann mit Ida für ihre Masterarbeit einen neuen Algorithmus trainieren wollte, habe ich mir noch einmal angeschaut, welche Algorithmen dafür in Frage kommen könnten. OpenAI hatte damals schon Dall-E 2, einen Bildgenerator, vorgestellt, der auf Transformern, einer grundlegend neuen und besseren Technologie als GANs basiert.
Am Ende haben wir uns aber für StyleGAN2-ada entschieden, weil es viel zugänglicher war. Transformer-basierte Algorithmen benötigen mehr Daten und mehr Rechenressourcen, um sie zu trainieren. Aus meinen ersten Experimenten wusste ich, dass die Daten ein Knackpunkt sein würden, deshalb haben wir speziell StyleGAN2-ada verwendet. Dabei handelt es sich um eine Variante, die extra für das Training mit weniger Bildern konzipiert ist.
Wir haben dann damit Ergebnisse von einer Qualität erzielt, die mich selbst überrascht hat. Wir haben das Ganze auf einer Cloud-Plattform trainiert, da wir die notwendigen Rechenressourcen leider nicht zuhause hatten.
Bei der Arbeit mit künstlicher Intelligenz gibt es immer die Frage zum Ursprung der Trainingsdaten. Wie seid ihr damit umgegangen?
Max: Die meisten der Bilder stammen aus Gebharts privater Fotosammlung, die er im Laufe der Jahre selbst fotografiert hat. Dies war ein sehr wichtiger Teil, da die Qualität dieser Bilder auch sehr hoch ist. Denn nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Trainingsdaten ist wichtig.
Daneben haben wir auch Bilder aus dem Internet bezogen. Dabei war es uns wichtig, diese Bilder nur für das Training eines Algorithmus zu verwenden, der in einem rein wissenschaftlichen, künstlerischen und transformativen Kontext eingesetzt wird.
Ida: Bei dieser Frage geht es auch um den Umgang mit dem kulturellen Gut. In Marokko ist das Kopieren von Mustern als Inspiration und zum Erlernen der Handwerkstechnik kulturimmanent. Auf diese Art werden Techniken, Muster und Kompositionen weitergegeben und verändert. Das ‘Bild’-Recht wird ganz anders wahrgenommen. Mit MLrug haben wir nicht den Anspruch marokkanische Teppichkultur zu kopieren, zu revolutionieren oder etwas zu ersetzen. Es ist der Versuch ein neues Fenster zu öffnen und zu schauen, wo es uns hinführt.
Was hat euch dazu inspiriert, den Schritt von der digitalen Welt zurück zum traditionellen Handwerk zu gehen?
Ida: Einerseits kommen wir aus einem Haushalt gefüllt mit marokkanischen Teppichen, daher lag dieser Schritt auf der Hand. Andererseits war mein Wunsch, die Ergebnisse meiner Masterarbeit nicht nur theoretisch, gebunden in einem Buch, liegen zu lassen. Nachdem ich die Inhalte meiner Arbeit mit meinem Kopf begriffen hatte, wollte ich sie auch mit dem restlichen Körper begreifbar machen. Im Sinne eines handwerklichen Stücks, das man angreifen kann, das Unterhaltungen anstößt, wenn es gesehen wird und so die hier diskutierten Inhalte in Bewegung hält. Weil es den Inhalt repräsentiert und diese grundlegende Verbindung zwischen digitaler Technologie und textilem Handwerk verkörpert.
Und natürlich spielte auch die Neugierde eine sehr große Rolle…
Gebhart: Neugierde. Darauf, zu sehen, was AI lesen + verstehen kann + was nicht. Noch größere Neugierde, wie man das zurück ins Handwerkliche übersetzen kann. Die heutige Produzentenlandschaft in Marokko ist rhizomatisch strukturiert, viele kleine Betriebe die lokal arbeiten und untereinander verknüpft sind. Ich arbeite mit einer dieser Produktionen im westlichen Mittleren Atlas seit etwa 7 Jahren zusammen und wir haben gemeinsam versucht, ein Qualitätsniveau zu erarbeiten, in dem auch solche anspruchsvollen Projekte möglich sind. Last but not least: ganz besondere Neugierde auf eine derartige Zusammenarbeit mit den eigenen Kindern auf beruflicher Ebene.
Die Wahl des Ortes für die handwerkliche Umsetzung ist sicher eine wichtige Entscheidung. Was hat eure Überlegungen dabei beeinflusst?
Gebhart: Für eine weitgehend vorlagengetreue Wiedergabe wäre eine Produktion in Indien oder Nepal naheliegender gewesen, da in den dortigen Manufakturen eigene IT Abteilungen computergestützte Knüpfvorlagen erstellen können und damit eine nahezu fotografisch getreue Umsetzung möglich ist. Wir haben eine Produktion in Marokko mit all ihren improvisatorischen Unschärfen vorgezogen, da diese einerseits dem Charakter und der Lebendigkeit der Ausgangsmaterie näher kommt und auch die Wertschöpfung der Produktion im Ursprungsland der Vorbilder verbleibt.
Welche unerwarteten Momente habt ihr erlebt, als eure digitalen Entwürfe in physische Objekte übersetzt wurden?
Gebhart: Da ich mit der ausführenden Produktion seit einigen Jahren zusammenarbeite, wusste ich über deren Möglichkeiten gut Bescheid. Dennoch hat mich die Lebendigkeit der Umsetzung, die vom Zusammenspiel vieler Details abhängig ist, noch einmal positiv überrascht.
Ida: Meine Herangehensweise war geprägt von Neugierde und einem Konzept, das abseits ästhetischer Erwartungen lag. Mir ging es um das zu Ende bringen einer langen, theoretischen Auseinandersetzung und die Möglichkeit, diese mit anderen zu teilen.
Traditionelles Handwerk und digitale Technologie scheinen oft in verschiedenen Welten zu existieren. Welche Verbindungen habt ihr zwischen diesen Bereichen entdeckt?
Ida: So weit entfernt sind die beiden Welten gar nicht. Ich möchte über die offensichtliche Parallele hinausgehen, dass ein Webbrief einem Pixel-Bild gleicht. Es gibt eine ganz ursprüngliche, historische Verbindung und für den ersten Einblick reicht es einfach hinzuhören: „(…) the Analytical Engine weaves algebraical patterns just as the Jacquard-loom weaves flowers and leaves.“ Das ist ein Zitat der Mathematikerin Ada Lovelace über die erste programmierbare Rechenmaschine, die Analytical Engine. Unsere Sprache zeigt aber noch mehr Verbindungen: wir diskutieren in “threads” über zusammengehörende Inhalte. Zwischen textilen Fäden, aber auch digitalen Inhalten und Personen werden durch “verlinken” Verbindungen geschaffen. Wir “zippen” und “unzippen” Dateien, Jacken und Taschen. Diese Parallelen gehen über das reine Wortspiel hinaus, denn um die Analytical Engine im 19. Jahrhundert programmierfähig zu machen, nutzte ihr Erfinder, der Brite Charles Babbage, ein binäres System mit Lochkarten, das er einer fremden Erfindung entnahm: dem Jacquard-Webstuhl. Das heißt, die Welt der digitalen Technologie und die des textilen Handwerks berührten sich bereits zu Beginn, als die Programmierfähigkeit der Analytical Engine ihren Anfang in der Textilindustrie nahm.
Wie haben sich eure Vorstellungen von kreativen Prozessen und den Möglichkeiten dieser Technologien während der Arbeit entwickelt?
Max: Ich würde mich grundsätzlich als technologie-positiven Menschen beschreiben. Und so hatte ich auch 2019, als ich dieses Projekt begonnen habe, eine sehr positive und optimistische Einstellung zum Einsatz von KI im Designprozess. Ein sehr wichtiger Teil des Designprozesses ist das Prototyping. Und KI kann bei diesem Prototyping-Prozess großartige Arbeit leisten, indem es einen breiten Fächer an Möglichkeiten aufmacht. Dies würde die Rolle der Designer:innen möglicherweise eher in die einer Kurator:in als in die einer Schöpfer:in verwandeln.
Heute würde ich jedoch sagen, dass ich weit weniger optimistisch bin. Wenn ich mich umschaue, habe ich das Gefühl, dass viele Menschen ihren kreativen Prozess nicht mit den großartigen KI-Tools ergänzen, die es mittlerweile gibt, sondern dass viele ihr Denken und ihren kreativen Prozess einfach komplett der KI überlassen. Die Ergebnisse der KI werden oft nicht kritisch hinterfragt. Dies führt letztlich zur Verbreitung von „AI Slop“. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird die KI wohl nicht nur zum Generator, sondern auch zum Kurator werden. Und ich bin mir nicht sicher, ob das mittelfristig etwas Gutes für die Ergebnisse des Designprozesses verheißt.
Ida: Meine Einstellung hat sich eher bestätigt als geändert. Die KI ist ein faszinierendes Werkzeug mit dem man eben auch einen passenden Umgang lernen muss. Es gibt Aspekte im künstlerischen Tun, in denen eine KI wunderbar genutzt werden kann. Aber es gibt andere Aspekte, in denen sie das nicht kann. Ich arbeite liebend gerne am Material und nehme es dabei wahr. Ich spüre den Widerstand, den meine Stifte am Papier haben. Ich spüre den kalten Ton und habe seinen erdigen, feuchten Geruch in der Nase… Stattdessen vor dem Computer zu sitzen und Befehle einzugeben, das erfüllt mich nicht. Wenn sich ihre Nutzung durch den Prozess oder, wie in MLrug, die Fragestellung ergibt, kann ich es mir gut vorstellen, aber es wird nicht mein neues “go to” Werkzeug werden.
Festivalzentrum Hornig Areal
Im Festivalzentrum des Designmonat Graz 2025 wird »The New Real« lebendig – eine Auseinandersetzung mit der Verschmelzung von Realität, Virtualität und KI.
Was ist echt, was ist künstlich? Was bleibt menschlich, wenn Algorithmen Gestaltung übernehmen? Der Designmonat Graz 2025 widmet sich mit dem Fokusthema »The New Real« den drängenden Fragen unserer Zeit, in der sich Realität und Virtualität zunehmend überlagern. Künstliche Intelligenz verändert Designprozesse, Kommunikation, Medien und Märkte grundlegend. Die Auswirkungen auf Kreativität, Verantwortung und gesellschaftliches Handeln sind tiefgreifend – und werden im heurigen Designmonat intensiv diskutiert, erfahrbar gemacht und sichtbar inszeniert.
Zentraler Ort dieser Auseinandersetzung ist einmal mehr das Hornig Areal nahe der Grazer Smart City. Wo bis vor wenigen Jahren noch Kaffee produziert, öffnet sich im Mai 2025 ein Raum zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die raue, offene Architektur des ehemaligen Industrieareals bildet die ideale Kulisse für eine Erkundung der neuen Wirklichkeiten, die uns KI, virtuelle Realität und algorithmisch erzeugte Welten eröffnen.
Realität im Wandel – das Hornig Areal als Bühne für das Neue
Im Festivalzentrum wird »The New Real« auf verschiedenste Weise erlebbar: KI-generierte Videobeiträge hinterfragen, was heute als authentisch gilt. Installationen und Lichtgestaltung lösen die Grenzen zwischen realen und virtuellen Räumen auf. Diskussionen, Workshops und Präsentationen laden Besucher:innen dazu ein, die Zukunft der Gestaltung aktiv mitzudenken. Dabei geht es nicht nur um Technologie, sondern auch um Haltung: Wie kann Design helfen, neue ethische Standards zu setzen? Wie kann Gestaltung zwischen Authentizität und Manipulation navigieren?
Mit seinen offenen Hallen, Freiräumen und improvisierten Strukturen bietet das Hornig Areal dafür die perfekte Plattform. Es wird für einen Monat zum Treffpunkt für Designer:innen, Kreative, Studierende, Unternehmen und alle, die sich für die Gestaltung der Zukunft interessieren. Der Eintritt ist frei, das Areal gut öffentlich erreichbar und täglich von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Inmitten der archaischen Industriearchitektur treffen Ideen, Diskussionen und Experimente aufeinander – und machen Graz einmal mehr zu einer pulsierenden Bühne für zeitgenössisches Design und zukunftsweisende Diskurse.