
„Die bildende Künstlerin, Architektin und Philosophin NOÉMI KISS lebt und arbeitet in Wien. Alltägliches ist ihr willkommen; der Lapsus wird zum Design erhoben! Indem sich ihr Schaffen eindeutig auf die spielerische und leichtere Seite des Lebens konzentriert, bestärkt sie uns in der Akzeptanz unserer eigenen vermeintlichen Mangelhaftigkeit. So wecken ihre Werke eine Heiterkeit, die in die Reflexion des Betrachters übergeht.“
[Florian Schindler-Strauss]
Seit Jahren gibt es inhaltliche Berührungspunkte zwischen der Künstlerin Noémi Kiss und dem Galeristen Gebhart Blazek. Im Zentrum des Blicks und der Auseinandersetzung dieser Begegnungen stehen Teppiche aus unterschiedlichen Weltgegenden. Kommen sie bei Kiss als Träger- und Transformationsmaterial für neue Erzählungen, die sie als Grundstoff im meist abgenützten und verschlissenem Zustand aufliest, hauptsächlich aus Persien, so beschäftigt sich Blazek seit den 1990er Jahren hauptsächlich mit marokkanischen Teppichen, deren Geschichte und Schönheit in der Betrachtung des einzelnen Objekts untersucht und gezeigt wird.
Kiss interessiert sich für die Spuren der Zeit, die Patina, die kaum nachgebildet werden kann, braucht sie doch genau jenen Verlauf und Dauer, der Objekten die Besonderheit ihrer Geschichte einschreibt. Auf diesen Grundstoff setzt sie ihre Transformationen auf. Nichts ist, wie es scheint. Die Teppiche werden durch künstlerische Eingriffe handwerklich verändert, etwa zu malerischen Faltenwürfen drapiert, durch und mit anderen Materialen übergossen, verletzt, verschmolzen.
„Diese fremdartige Verbündelung ist auch der Schritt, der ein traditionelles Handwerk in ein zeitgenössisches Kunstwerk verwandelt.“, sagt sie.
Neben ästhetischen und philosophischen, sind auch ökologische und gesellschaftspolitische Überlegungen Teil des künstlerischen Konzepts von Kiss. Sowohl die Würdigung unter- oder gar nicht bezahlter Frauenarbeit, als auch „Recycling-Art“ geben den textilen Objekten ihre Wirkmacht im Alltag zurück. Auch Blazek beschäftigt sich mit all diesen Themen in Forschung und internationalen Publikationen.
So wird das spezifisch für die Ausstellung „Transformation und Illusion“ gesetzte Zusammenspiel der Werke von Noémi Kiss mit den marokkanischen Teppichen von Blazek im Schauraum in der Leonhardstraße zum Guckkasten der Verschmelzung mehrerer Welten, durch die die Besucher:innen reisen können.
Transformation und Illusion
9. Mai – 3. Juni
Di – Fr, 11.00 – 18.30 Uhr | Sa, 10.00 – 13.00 Uhr
Ausstellungseröffnung
6. Mai | 10.00 – 16.00 Uhr
Heidrun Primas im Gespräch mit der Künstlerin
Galerie Blazek | Leonhardstraße 12
8010 Graz