
Ich bin Patricia Yasmine Graf, ich arbeite als freischaffende Künstlerin und Designerin in der „designmetropole aachen“. Mit diesem Netzwerk sind wir seit 2005 auf dem Weg zur Weltherrschaft – mit viel Humor, Liebe und Erbsen!
Meine Mitstreiter:innen und ich haben in den letzten Jahren immer wieder mit diversen Projekten, Performances und Guerilla-Taktiken für Irritation und Furore gesorgt, um auf die Dinge aufmerksam zu machen, die wir in unserer Gesellschaft für veränderungswürdig halten. Auf die Frage, warum wir das tun, haben wir uns die „Weltherrschaft“ auf die Fahnen geheftet. Weil, mal ganz ehrlich, was sonst sollte unser Antrieb sein? Ich habe seit meinem Studium die verschiedensten Dinge gemacht:
Mein eigenes Design-Label gegründet, weltweit Messeauftritte und Ausstellungen organisiert, gemeinsam mit vielen Enthusiasten ein grandioses Kultur-Hotel in einer Kirche eröffnet, an der Uni unterrichtet, Design-Thinking-Workshops geleitet und zuletzt ein Artist-in-Residence-Semester in Pakistan absolviert…
Um mir selbst treu zu bleiben, muss ich mich immer wieder selbst neu erfinden und herausfordern. Aber eine wichtige Konstante gibt es bei all den Veränderungen in meinem Leben: Ich bin dabei immer der Stimme meines Herzens gefolgt!
Wenn wir die Dinge tun, an denen unser Herz wirklich beteiligt ist, zu denen unser Herz „Ja“ sagt, dann spüren wir eine unbändige, kreative Energie, dann sind wir total im Flow. Emotion ist unser Antrieb. Ja, ihr denkt jetzt wahrscheinlich: „Oh Gott, schon wieder so eine mit zu vielen Herzchen in den Augen“?! Aber ich nenne das lieber „strategische Naivität“. Ich glaube daran, dass ich aus meinem Radius heraus meine Umwelt beeinflussen kann. Ich habe mich als Produktdesignerin irgendwann gefragt, wie viele Produkte unsere Welt eigentlich noch braucht. Brauchen wir nicht viel mehr gute Ideen, wie wir gemeinsam auf diesem Planeten (über-)leben wollen?
Wir als Designer:innen müssen heute nicht mehr nur Produkte gestalten, sondern idealerweise unsere Zukunft! Die ständigen, multiplen Krisen unserer Zeit halten uns extrem auf Trab. Wie wollen wir als Gesellschaft mit diesen Herausforderungen umgehen? Als Künstlerin und Designerin spüre ich die Verantwortung, mich einmischen zu wollen. Schon im Studium haben wir gelernt, uns und die Gesellschaft ständig zu hinterfragen.
Wir Designer haben schließlich einen großen Einfluss darauf, welche Produkte wie nachhaltig und verantwortungsvoll hergestellt werden, da wir ganz am Anfang der Produktionskette stehen. Deshalb haben wir als Designer:innen gerade jetzt einmal mehr die Aufgabe, als Pionier:innen voranzugehen, Übersetzer:innen zu sein und neue Impulse zu geben. Mit meiner Gestaltung kann ich außerdem Einfluss darauf nehmen, wie die Menschen sich an einem Ort fühlen. Ein ästhetisches Umfeld trägt zu unserem Wohlbefinden bei. Bewusst ausgewählte Materialien und Farben können Emotionen vermitteln und unsere Sinne anregen. Das bezieht sich nicht nur auf einzelne Räume und Gebäude, sondern auch auf öffentliche Plätze und unseren gesamten Lebensraum. Der Mensch und nicht der Profit sollte beim Entwerfen im Mittelpunkt stehen.
In unserem aktuellen Projekt in Aachen kreieren wir in 4 bisher leerstehenden Ladenlokalen einen neuen soziokulturellen, inklusiven Begegnungsort. Ein Reallabor, an dem Menschen kulturübergreifend, generationenübergreifend und genreübergreifend zusammenfinden, um gemeinsame Zukunftsvisionen zu entwickeln. Anstatt nur darüber zu reden, wollen wir hier Dinge direkt ausprobieren und experimentieren, trotz möglichem Scheitern.
Dabei ist Partizipation total wichtig. Es geht nicht mehr um das Gestalten eines Objektes für die Menschen, sondern darum, gemeinsam mit den Menschen zu gestalten. Jede Partizipant:in trägt ein eigenes Puzzlestück zum großen Ganzen bei. Das eröffnet immer neue Perspektiven. Wir begegnen uns offen und neugierig, lernen voneinander. Die Transformation beginnt in uns selbst. Den Wandel, den wir uns für unsere Gesellschaft wünschen, lernen wir zuerst in uns und für uns selbst zu vollziehen. Das bedeutet für mich mittlerweile „DESIGN“ – das verantwortungsvolle Gestalten des eigenen Lebens, des eigenen Umfeldes und unserer gemeinsamen Lebenswelt!
Revolution bedeutet für mich, dabei radikal ehrlich zu mir selbst zu sein!
Mich zu reflektieren und zu erspüren, was wirklich meiner Wahrheit entspricht und was ich brauche, um glücklich zu sein. Nur wenn ich das weiß, kann ich auch voll für mich und meine Bedürfnisse einstehen. Es geht darum, die eigenen Emotionen, Ängste und Grenzen zu erkennen, anzuerkennen und anzunehmen und den Mut zu haben, dem eigenen inneren Kompass zu folgen, auch wenn die Außenwelt vielleicht etwas anderes von mir zu erwarten scheint. Nur wenn ich mich selbst wirklich verstehe und ernst nehme, kann ich auch meine Mitmenschen besser verstehen und ernst nehmen und echtes Mitgefühl entwickeln. Dann erwarte ich auch nicht irgendeine Rettung von außen. Ich gebe die Opferrolle auf und trage die Verantwortung für mich selbst! Auch das ist ein ständiger Lernprozess und ich bin noch lange nicht am Ziel.
Aber eines weiß ich: DIE WELT BRAUCHT MEHR LIEBE UND MITGEFÜHL!
Ich glaube, wir müssen unser System revolutionieren, hin zu mehr Menschlichkeit und gegenseitigem Verständnis. Und das fängt immer bei uns selbst an. In Pakistan habe ich erlebt, dass die Menschen dort zwar viel weniger haben als wir hier, aber dass dafür das Gemeinschaftsgefühl und die gegenseitige Hilfsbereitschaft viel größer sind. Wir Menschen sind emotionale Wesen, wir brauchen Anerkennung für das, was wir tun. Im besten Fall von uns selbst, aber das ist nicht immer einfach, wenn wir immer noch in den täglichen Vergleichen und Machtspielchen unserer Wachstumsökonomie feststecken und generationenlang so konditioniert wurden, dass sich dabei viele Menschen unbewusst, von Angst gesteuert, hinter möglichst eloquenten Worthülsen verstecken, anstatt ins Handeln zu kommen. Ich wünsche mir mehr Einfachheit und Authentizität, mehr Leichtigkeit, mehr Spaß und Lebensfreude.
Naiv betrachtet, könnte es doch eigentlich ganz einfach sein. Wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, komme ich wohl eher nicht auf die Idee, einem anderen auf die Fresse zu hauen. Wenn also jeder Mensch in seinem eigenen Radius damit anfängt, für inneren Frieden zu sorgen, dann haben wir im besten Fall automatisch auch im Außen weniger Kriege in dieser Welt (nur mal so als Beispiel). Und ich bin mir bewusst, dass das für den einen oder die andere hier vielleicht zu einfach klingt, aber es ist meine Wahrheit und ich stehe dazu. Energie folgt der Aufmerksamkeit! Ich richte meinen Fokus auf das, was sich für mich stimmig anfühlt. Verständnis und aufrichtige Wertschätzung funktionieren wie Schmieröl im Getriebe. Ich setze meine Visionskraft dafür ein, um bei egal welchem Konflikt die bestmögliche Lösung zu finden, bei der am Ende alle Beteiligten Gewinner sind. An diese Möglichkeit zu glauben, ist der wichtigste Schritt. Die Liebe erledigt den Rest. Ich öffne mein Herz, lasse sie durch mich hindurchfließen, in meine Handlungen, meine Projekte, und ich spüre: Das ist meine Essenz. Das verändert Prozesse. Das ist meine Superkraft! Und diese Superkraft steckt in jedem von uns, so viel steht für mich fest! Lasst sie uns bündeln, für ein gemeinsames „Redesign“ unserer Gesellschaft.
Denn schon Joseph Beuys wusste:
„Die Zukunft, die wir wollen, die müssen wir selbst erfinden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“
Vielen Dank!
Dipl. Produktdesignerin / Geschäftsführerin HOTEL TOTAL Kreativ- und Eventagentur UG. Patricia Yasmine Graf ist freischaffende Künstlerin und Designerin aus Aachen und Mitbegründerin des kreativwirtschaftlichen Netzwerkes designmetropole aachen.
Sie bezeichnet sich selbst gerne als „Creative Allrounder“. Ihr beruflicher Werdegang, der einst mit der Ausbildung zur Produktdesignerin begann, ist geprägt von einer enormen Vielseitigkeit und dem steten Mut zur Veränderung. Ihr Weg ist geradezu gepflastert mit den verschiedensten Projekten, Initiativen und Gründungen. Unmittelbar nach ihrem Diplom in Produktdesign startete Patricia ihr eigenes Label PYG®. Sie ist Gründungsmitglied von kreativwirtschaftlichen Netzwerken wie designmetropole aachen und CHE – Creative Hub Euregio, sie ist Teil des Vorstands im Hi, wir sind die Meffis! e.V, sitzt im Beirat des EFRE-Projektes FLOW.NRW / #urbanana, fungiert als geschäftsführende Gesellschafterin der HOTEL TOTAL Kreativ- und Eventagentur und war als Dozentin u.a. an der Fachhochschule Aachen, der Akademie der Bildenden Künste in Maastricht sowie am Institut für Städtebau der RWTH Aachen tätig. Nach einem Artist-in-Residence Semester am National College of Art in Lahore, Pakistan im Frühjahr 2022 ist sie aktuell unter dem Titel CREATIVE DRIVER als Chauffeurin und kreative Begleiterin der Aachener Oberbürgermeisterin unterwegs.