Das Handwerk der Korbflechterei ist in den Randzonen der Sahara weit verbreitet und blickt auf eine sicherlich jahrtausendealte Tradition zurück. Flache, tellerartige Schalen wurden als Gebrauchsformen in sehr unterschiedlicher Weise verwendet, wie etwa um Datteln, Getreide, Brot etc. zu servieren oder im Haushalt zu transportieren. Der Osten Marokkos gilt bis heute als wenig erschlossen und wird hauptsächlich von Nomadengruppen bewohnt bei denen das etwa 2cm dicke Fladenbrot eine zentrale Grundlage der täglichen Ernährung bildet. Dabei spielen geflochtene Schalen mit etwa 40 – 50cm Durchmesser bei der Herstellung eine spezielle Rolle. Sie dienen zwar auch zum Servieren des Brotes oder der heißen Kochschalen, vor allem jedoch um den Teig zugedeckt ‘gehen’ zu lassen bevor man ihn in den auf dem Boden befindlichen kleinen Brotofen schiebt oder direkt in der offenen Feuerstelle bäckt.

Im Gebiet der Beni Guil nahe der algerischen Grenze hat sich seit den 1970er Jahren mit der Verfügbarkeit bunter Industriegarne ein neuer, farbenfroher Stil etabliert, der die alte Tradition weiterführt und in eine neue Formensprache übersetzt. Als Trägermaterial dient weiterhin das Stroh lokal verfügbarer Steppenpflanzen wie Alfa Gras oder Zwergpalmen. Die in oftmals radikaler Farbigkeit gezeichneten Flächen entwickeln traditionelle Flechtmotive weiter, nehmen Teppichmuster auf + fügen sie mit floralen Elementen, Tiermotiven, Autos oder auch Darstellungen von Mobiltelefonen zu einem heiter bunten Mix mit spontan improvisiertem Charakter zusammen. Bei der Ausstellung stehen die Brotschalen in all ihrer farbigen und grafischen Vielfalt im Zentrum der Präsentation. Einige Teppiche und Alltagsgegenstände aus der Region bilden eine atmosphärische Rahmung und lassen die Lebensumstände einer ehemals vollnomadischen Gesellschaft in der Umbruchphase der letzten Jahrzehnte erahnen.