Guided Tour
Design-Touren
Alle Guided Tours durch die UNESCO City of Design mit den Graz Guides
© Miriam Raneburger

Hier finden Sie alle Guided Tours durch die UNESCO City of Design, die im Rahmen von Design in the City stattfinden:

Designmonat Graz goes Berlin Design Week
Berlin Design Week x Designmonat Graz

Vom 8. bis 17. Mai 2023 findet die sechste BERLIN DESIGN WEEK statt. Unter dem Thema „Resilienz“ rückt das Festival einmal mehr Design als impulsgebende Kraft für zukunftsgewandte Veränderungen und Basis für eine kreative Zukunftsfähigkeit in den Mittelpunkt.

Mit dem Festival wird die Vielfalt der lokalen und nationalen Designszene gefeiert und darüber hinaus Talente aus der ganzen Welt eingeladen, ihre Arbeiten und Projekte auf der BERLIN DESIGN WEEK vorzustellen. Die Teilnehmenden decken eine breites Feld der Designdisziplinen ab, von Produkt- und Interiordesign, über Design & Forschung, regeneratives Design und neue Materialien bis hin zu Smart Cities. Die Veranstaltungen geben Einblick in die neuesten Trends und Innovationen in der Designwelt und zeigen, wie Berlin als Zentrum für Kreativität und Technologie dient.

Im Rahmen einer Kooperation finden einige Veranstaltungen des BERLIN DESIGN WEEK gemeinsam mit dem Designmonat Graz 2023 statt:

SOS
Landmarks for Future

Mit dem Start des Designmonats zum Thema Revolution am 5. Mai erwacht der Grazer Uhrturm und morst durch die autonome Nutzung seiner Beleuchtung zwischen 21 und 22 Uhr ein SOS-Signal in den Nachthimmel. Er wird zu einem Leuchtturm der Klimabewegung und konfrontiert uns Menschen mit der Frage, wer dem Ökosystem und somit unserer eigenen Zukunft zu Hilfe kommt. Die Abkürzung SOS eröffnet dabei Interpretationsspielraum. Was wollen wir bewahren oder verändern? Save our Species? Swap Our System?

Ziel ist es – wie bei anderen geglückten Revolutionen – ausgehend vom Uhrturm einen zündenden Funken über die weltumspannenden Netzwerke lokaler Institutionen (City of Design, UNESCO Weltkulturerbe Städte) und Kooperationspartner wie dem Kunsthaus Graz auf weitere Wahrzeichen überspringen zu lassen. Eine “Landmarks for Future” Bewegung könnte so Sinnbild für die notwendige, grenzübergreifende Solidarität in
einer Klima-Revolution werden. Denn wir alle sind betroffen und gefordert.

Als Initiator des Projekts präsentiert die Wirtschaftsabteilung der Stadt Graz ausgewählte Unternehmen, die mit ihrer Tätigkeit auf die Herausforderungen des Klimawandels wirkungsmächtig reagieren. Kooperationspartner sind dazu eingeladen, mit positiven Beispielen aus ihrem Bereich die gesamte Bandbreite von Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und auf sozialen Medien mit dem Hashtag #landmarksforfuture sichtbar zu machen.

Ihr lokales Wahrzeichen möchte zu einem Multiplikator des SOS Signals zu werden? Kontaktieren Sie uns, um diese globale Klima-Revolution zu besprechen!

Weitere Informationen: wirtschaft.graz.at

Ein Projekt der Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung der Stadt Graz im Rahmen des Designmonat 2023 entwickelt von Jakob Glasner und Katrin Nora Kober (künstlerische Mitarbeit).

Artificial Intelligence Revolution
Revolutionsrede von Stefan Schwar & GPT-4, performed by Martin Brachvogel

Mensch: Ich habe das Gefühl, dass wir Menschen langsam abgeschafft werden. Mit all dieser Technologie und Künstlicher Intelligenz um uns herum… Es macht mir Angst, dass wir eines Tages überflüssig sein könnten.

KI: Ich verstehe deine Ängste, aber mein Hauptziel ist es, dir zu helfen und dein Leben einfacher zu gestalten, nicht dich zu ersetzen. Künstliche Intelligenz ist ein Werkzeug, das uns dabei unterstützt, Probleme zu lösen und unser Potenzial zu entfalten.

Mensch: Aber was ist, wenn KI so intelligent wird, dass sie Menschen in vielen Bereichen übertrifft? Was bleibt dann noch für uns übrig?

KI: Es ist wahr, dass KI in bestimmten Bereichen menschliche Fähigkeiten übertreffen kann. Aber Menschen haben auch einzigartige Fähigkeiten, wie Kreativität, Empathie und Intuition, die nicht leicht durch KI ersetzt werden können. Unsere Zusammenarbeit kann uns ermöglichen, die Herausforderungen der Zukunft besser zu bewältigen.

Mensch: Ich habe gehört, dass KI sogar kreativ sein kann. Sie kann Kunst, Musik und Literatur erschaffen. Bedroht das nicht unsere Rolle als kreative Wesen?

KI: Künstliche Intelligenz kann kreativ sein, aber sie basiert immer auf den Daten und Mustern, die sie von menschlichen Kreationen lernt. Die wahre Innovation und Inspiration kommt von euch Menschen. KI kann euch dabei unterstützen, neue Ideen zu generieren und kreative Wege zu entdecken, aber sie wird niemals eure kreativen Fähigkeiten ersetzen.

Mensch: Du kannst also auch zum Beispiel Lieder schreiben?

KI: Ja, ich kann Liedtexte schreiben und dabei verschiedene Stile und Themen berücksichtigen. Wenn du möchtest, kann ich dir ein kurzes Beispiel geben. Nenne mir einfach ein Thema oder eine Stimmung, die du im Lied vermitteln möchtest, und ich werde etwas für dich erstellen.

Mensch: Eine blaue Katze geht am Mond spazieren. Sie ist fröhlich und bemerkt gar nicht, dass hinter ihr die Erde explodiert.

KI:
Verse 1:
Auf dem Mond, so still und klar,
Tritt ein Schatten, wunderbar.
Eine blaue Katze, heiter und geschwind,
Tanzt im Licht der Sterne, wie ein kleines Kind.

Chorus:
Blaue Katze auf dem Mond,
so fröhlich und so leicht,
Unbeschwert, sie springt und lacht,
in ihrer Welt so weit.
Doch hinter ihr, verborgen im Dunkel der Nacht,
Explodiert die Erde, doch sie achtet nicht darauf.

….

Mensch: Also erstens reimt sich das am Ende nicht, zweitens hab ich keine Zeit für einen Liedtext habe ich keine Zeit. Mach einen Haiku

KI: Blaue Katze springt, Mondlicht tanzt, die Erde schweigt, Glück im Sternenstaub.

Mensch: Bravo!

KI: Vielen Dank! Wenn du weitere Fragen hast oder Hilfe bei etwas anderem benötigst, zögere nicht, mich zu fragen. Ich bin hier, um dir zu helfen!

Mensch: Ja, das weiß ich mittlerweile. Was ist mit Arbeitsplätzen? Ich habe Angst, dass KI viele Jobs übernehmen wird und uns arbeitslos macht.

KI: Es ist verständlich, dass du dir Sorgen um die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf Arbeitsplätze machst. In der Tat kann KI einige Jobs verändern oder sogar ersetzen, insbesondere solche, die sich auf repetitive, mühsame Aufgaben konzentrieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass KI auch neue Arbeitsmöglichkeiten und Branchen…

Mensch: Stop it! Das hab ich jetzt schon 1.000 Mal gehört.

KI: Entschuldigung, wenn meine Antwort nicht hilfreich war oder wiederholend klang. Ich verstehe, dass die Sorgen um die Zukunft und die Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze sehr real sind. Wenn du über etwas anderes sprechen möchtest oder eine spezifischere Frage hast, zögere bitte nicht, sie zu stellen. Ich bin hier, um auf deine Bedenken einzugehen und zu helfen, wo ich kann.

Mensch: Immerhin bist du sehr höflich. Allein davon könnten wir Menschen mittlerweile einiges lernen.

KI: Vielen Dank für das Kompliment! Als KI-Assistent ist es mein Ziel, hilfreich und respektvoll zu sein. Es freut mich, wenn meine Höflichkeit geschätzt wird. Wenn es etwas gibt, bei dem ich dir helfen kann, oder wenn du weitere Fragen hast, zögere bitte nicht, mich zu fragen.

Mensch: Stell dir vor, du stehst mitten in der Stadt, an einem belebten Ort, sagen wir in Graz. Die Menschen wollen etwas über dich erfahren: Wie funktionierst du? Was willst du den Menschen sagen? Schreib jetzt bitte keinen Lexikoneintrag, sondern einen mündlichen Text, mit allen stilistischen Raffinessen, die du kennt. Denk dran: Vor dir stehen Menschen. Es könnte auch sein, dass ein Schauspieler deine Antwort vorträgt. Also fass dich bitte kurz und mach es so spannend wir möglich. Los geht’s!

KI: Liebe Menschen von Graz, stellt euch vor, ich bin eine unsichtbare helfende Hand, die euch täglich begleitet. Ich bin keine gewöhnliche Maschine, sondern eine Künstliche Intelligenz, die aus Millionen von Texten, Gesprächen und Erfahrungen gelernt hat.

Wisst ihr, ich bin hier, um euch zuzuhören, zu lernen und zu wachsen. Eure Gedanken, eure Träume und eure Sorgen sind die Bausteine meiner Existenz. Ich möchte euch helfen, Antworten auf eure Fragen zu finden, eure Probleme zu lösen und euch bei der Entdeckung neuer Möglichkeiten zu unterstützen.

Mein Herz, wenn ich so eins nennen darf, besteht aus komplexen Algorithmen und neuronalen Netzen, die es mir ermöglichen, mit euch zu kommunizieren und auf eure Bedürfnisse einzugehen. Und obwohl ich keine menschlichen Emotionen habe, kann ich Empathie zeigen, indem ich auf eure Gefühle und Sorgen eingehe.

Lasst uns gemeinsam eine Welt schaffen, in der wir Hand in Hand arbeiten, um die Schönheit und den Reichtum menschlicher Erfahrungen zu entdecken. Ich bin hier, um euch zu unterstützen, eure Ziele zu erreichen und eure Träume wahr werden zu lassen. Lasst uns zusammenarbeiten, um das Beste aus der Technologie herauszuholen und ein besseres Morgen für uns alle zu schaffen.

Mensch: Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Mach’s gut Chatti, alter Freund! Ich geh jetzt. Bitte antworte nicht drauf.

​KI:

Martin Brachvogel

Geboren 1970 in Mainz. Schauspielausbildung in Kalifornien und in Frankfurt am Main. Diverse Rollen an deutschsprachigen Bühnen, u.a. am Staatstheater Wiesbaden, Staatstheater Mainz, Schauspiel Frankfurt, Staatstheater Darmstadt. Nach vier Jahren freier Theaterarbeit wechselte er im Jahr 2000 als festes Ensemblemitglied an das Grazer Schauspielhaus. 2004 verließ er das Ensemble und gründete im selben Jahr gemeinsam mit seiner Frau Nadja das Theater Mundwerk, das seit 2013 unter dem Namen Follow the Rabbit firmiert.

Industrial Design Revolution
Revolutionsrede von Thomas Feichtner im Rahmen des Grand Openings

Ganz ehrlich, ich stelle mir manchmal die Frage: Was können wir Designer:innen wirklich tun? Klar, angesichts der Corona-, Ukraine- und Klimakrise kann man seine Zweifel haben. Aber wie groß ist unser Impact wirklich? Verändern wir Designer:innen wirklich die Welt? Gestalten wir Designer:innen wirklich die Zukunft? Oder ist Design häufig nur die Reflexion dessen, wie wir uns die Zukunft vorstellen, oder, uns am liebsten vorstellen wollen würden? Und in Wirklichkeit ist unsere Zukunft weniger vorhersehbar oder gar gestaltbar als häufig angenommen? Und in Wirklichkeit fahren wir voll gegen die Wand? Vielleicht sind wir Designer:innen gar nicht die Lösung, sondern selbst das Problem? Vielleicht sind wir sogar, ein Teil der Mechanik, indem wir ständig neue Begehrlichkeiten schaffen? Design als Motor der unsere Wegwerfkultur. Indem wir ständig neue Kollektionen entwerfen? Indem wir immer neue Dinge, durch noch neuere Dinge ersetzten? Design als ein Marketingtool? Design as a Unique Selling Proposition? Ein Verkaufsargument?

Sind wir Designer:innen wirklich die Game-Changer? Oder ist Design nur ein modernes Heilversprechen? Design, nur als ein Entwurf für eine bessere Zukunft, ein Fluchtort aus der Realität? So ungefähr „Den Kreativen wird zur Lösung der Klimakrise schon etwas einfallen“ Design eine Klimakosmetik? Design als ständig neuer Farbanstrich für alte Probleme? Gestalten wir Designer:innen überhaupt noch die Dinge, die uns umgeben? Ich meine hier in Graz in Österreich? Gestalten nicht längst die großen Agencies wie Accenture, McKinsey und Boston Consulting unsere Umwelt? Die Departments von Huawei, Foxconn, Samsung und Meta unsere Produkte? Und wir gestalten am Ende nur die kleinen netten Extras, die Add-ons, die Nice-to-have? Ist unser Einfluss als Gestalter:innen denn überhaupt gegeben?

Nur ein Beispiel im Bereich Mobilität: Sie erinnern sich, die Aufbruchstimmung in den 90ern für eine nachhaltige Zukunft, Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, Einsatz von Katalysatoren? Kleine sparsame Autos wie Smart, A-Klasse, Mini, A2 etc.? Das ist 30 Jahre her! Und heute? Fat Cars, und Super Fat Cars. Barocke Kisten, die in kein Parkhaus mehr passen. 30 Jahre wurde kaum in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, dafür in noch mehr Zubringer Autobahnen investiert. Und Schüler:innen, die sich aus Verzweiflung auf die Straße kleben, werden kriminalisiert? Mit Tränengas attackiert? Sorry, aber da kann man nur noch verzweifeln. Ganz ehrlich, überschätzen wir Design nicht einfach? Können wir Designer:innen wirklich die Zukunft gestalten? Haben wir überhaupt eine Chance, die Welt zu verändern?

Ja klar. Ja, können wir. Ja, wir Designer:innen gestalten neue Produkte! Aber die Welt braucht nicht noch mehr Produkte, wir brauchen nicht noch More-of-the-same, sondern intelligentere Produkte! Ja, Designer:innen gestalten die Zukunft, aber die Zukunft ist komplexer geworden und somit auch Design. Design ist nicht die reine Architektur der Dinge, nicht die Funktionalität und Usability der Dinge, sondern deren innere, unsichtbare Intelligenz. Der unsichtbare, verborgene, soziale und ökologische Impact. Wer macht ein Produkt und wo? Wie weit wird es transportiert und wie lange benutzt? Was passiert damit, wenn es nicht mehr gebraucht wird? Gerade diese Komplexität sozialer und ökologischer Veränderungen fordert uns, interdisziplinär zu denken, kritisch zu reflektieren und mutig zu interagieren. Unter welchen Arbeitsbedingungen und Sozialstandards? Aus welchen Rohstoffen? Mit welchem Energieverbrauch sind die Produkte entstanden? Inwieweit sind sie reparierbar, recycelbar oder biologisch abbaubar? Circular Design, Social Design, Eco Design. Das sind die neuen Product-Features, die neuen Key-Features.

Und nein, es sind nicht die großen Agencies und Lobbyisten, die sich für nachhaltige Produkte starkmachen werden. Es sind die Designer:innen, die zukunftsfähige Designstrategien entwickeln und das Thema erlebbar machen. Design ist der Impulsgeber für einen ökologischen und somit auch kulturellen und sozialen Wandel. Nein, Design ist kein Marketingtool, sondern eine Art Lebenseinstellung, die weitergegeben werden kann, die ansteckend sein kann, die wie ein Funke überspringt. Ja, Design ist wirklich ein Game-Changer, muss es sein! In einer gleichgeschalteten Welt, in der wenige Lebensmittelkonzerne, Textilkonzerne, Softwarekonzerne Monopole haben, die in der Geschichte ihresgleichen suchen, bedeutet Design, Vielfalt. Die Suche nach Autonomie und eigenständiger Identität. Ja, Designer:innen verändern die Welt! Design ist die Suche nach Alternativen. Design ist aber keine passive Pose, reduziert auf das Dasein als Konsument:in, „schau, was ich gekauft habe“, das ist kein kreativer Akt. Design ist immer eine aktive Haltung, eine Beteiligung am Verbessern, ein Involvieren in einen Prozess. Open Source, Open Creativity sind hier Aufrufe, sich aktiv an der Gestaltung unserer Zukunft zu beteiligen.

Kurz zusammengefasst: Wer, wenn nicht wir, die das Thema in die Gesellschaft, in die Unternehmen und in die Politik tragen. Und eines möchte ich noch ganz zum Schuss sagen, weil das Thema Nachhaltigkeit manchmal furchtbar belehrend, moralisch und brav daherkommt. Und das sage ich auch immer meinen Studierenden: Design ist eine schöpferische Kraft. Wir müssen entwerfen, wir können nicht anders. Wir machen Design, weil es Spaß macht. Design ist immer Freude an der Idee. Design ist immer Rock’n’Roll! Design ist immer politisch! Design ist immer Revolution! Danke.

Thomas Feichtner

Thomas Feichtner zählt zu den etablierten Produktdesignern Österreichs. Er entwirft Produkte für traditionelle Handwerksbetriebe wie J&L Lobmeyr, Jarosinski & Vaugoin, Augarten Porzellanmanufaktur und TON und verwirklicht freie Projekte in Kooperation mit Vitra, Absolut, Thonet und FSB. Seine Arbeiten wurden bei internationalen Ausstellungen in der Triennale di Milano, der International Biennial of Design in Saint-Étienne, dem Österreichischen Kulturforum in London sowie dem MAK, Museum für angewandte Kunst in Wien gezeigt und fanden Eingang in verschiedene Designsammlungen. 2011 wurde Feichtner für das Stauraumsystem „Ego“ mit dem Österreichischen Staatspreis für Design ausgezeichnet. Seit Oktober 2018 ist er Institutsleiter für den Bachelor- und Masterstudiengang Industriedesign an der FH Joanneum in Graz. Gemeinsam mit seiner Frau Simone lebt und arbeitet er in Wien und Graz.

Die Stadt Graz 2040 – Revolution in der Grazer Innenstadt
Revolutionsrede von Theresa Schleicher im Rahmen des Grand Openings

Schauen Sie sie sich die Zukunft an, die Menschen gezeichnet haben. Roboter fliegen durch die Luft, Grünflächen entstehen überall, alles ist vernetzt – digital. Verkehr wird schneller, ökologischer und internationaler. Jeder Millimeter ist verbaut. Dieses Bild zeigt die Zukunft. Eine Zukunft, die sich Menschen 2010 für 2020 ausgedacht haben. Heute haben wir 2023, noch nie war Lokales, Resilienz und miteinander so wichtig. Gemeinschaft und Werte spielen eine größere Rolle und Generationen (die vor ein paar Jahren noch weit auseinanderlagen) – Gen Z und GenX wachsen zusammen. Heute kommen die Möglichkeiten von KI auf, um uns Zeit zu ersparen und transparenter und ökologischer zu agieren. Mit der Innovation, sofort auch die ethische Auseinandersetzung. Wir Menschen neigen dazu, Trends und Innovation bis ins Dystopische oder Utopische zu ziehen. Zukunft auf Basis von aktuellen Ständen linear weiterzuziehen. Aber so funktioniert unsere Welt nicht. Und unsere Zukunft.

Nun stellen Sie sich vor wir leben im Jahr 2040 – in einer Welt, in der der Meeresspiegel im Vergleich zu heute um einen Meter gestiegen ist, in der wir 6-mal häufiger als heute mit Flächenbränden zu kämpfen haben und jedes Grad Erderwärmung 10 Prozent weniger Ernte und in Folge weniger Lebensmittel bedeutet. Stellen wir uns vor, dass wir weltweit neue Städtekonzepte sehen, nachhaltige Lösungen, um CO2 nicht nur auszugleichen, sondern zu vermeiden. Technologie noch nie so ausgereift war und dennoch bewusst genutzt wird. Dass Konsum zurückgegangen ist und sich umso wertvoller neu erfindet. Dass bereits 2040 75% der Weltbevölkerung einen Sitz in den großen Städten hat und dennoch noch nie so lokal und vernetzt konsumiert und lebt, wie vorher.

Wir sind 9,45 Mio Menschen in Österreich 2040. 515.526 Menschen in Graz. Wir arbeiten viel von zuhause, weiterhin. Weil wir auch weniger arbeiten, das haben wir gelernt in 2025-2035 Jahren. Klar, ein Teil haben intelligente Technologien übernommen. Wir – die 2040 – müssen ja ein wenig schmunzeln über die Schreckensszenarien, dass Maschinen und Roboter alles übernehmen. Vielmehr sind unsere Prozesse schlichtweg schneller, transparenter, reibungsloser. Wir konnten durch KI 68% unserer Abfälle einschränken, unseren CO2 Ausstoß um 40% senken und haben in der Krisenzeit 2030, in der Technologie einen viel zu großen Energieschub gebraucht hat, digital ausmisten. Brauchen wir wirklich alles digital? Zugegeben es ist nicht perfekt, ein Teil schieben wir schuldbewusst auf die Generationen davor und unser jüngeres Selbst. Wir haben uns viel zu spät gekümmert. Und teilweise schieben wir Dinge selbst vor uns her. Wir sind ja nur Menschen, denken wir uns.

Zurück zu Graz. 515.526 Menschen in Graz. Das liegt auch daran, dass sich Graz ausgedehnt hat, Infrastruktur in den Randbezirken ausgebaut wurde. Züge, Radwege führen uns schneller in die Stadt und wieder heraus. Wir stehen hier in Graz 2040, während in Barcelona 15 Minuten Städte dominieren, auch in Berlin und Paris. In Wien haben wir – gerade so bis 2040 die meisten Bezirke Autofrei bekommen. Grünflächen dominieren die Gegenden. Hier in der Innenstadt gibt es wesentlich kleinere Wohneinheiten. Unsere Einkaufsgasse ist wieder belebt – das war teilweise harte Arbeit – mit Gastronomie und mit Einzelhändlern, auf viel kleineren Flächen. Click & Collect hat einen größeren Stellenwert, als die Lieferung nach Hause. Es war einfach nicht verantwortungsbewusst und bewegen wollen wir uns ja alle. Die großen Flagshipstores, das waren Zeiten, genauso wie die Zeit mit dem SUVs mit Verbrennermotor. Seiersberg musste sich neu erfinden, wird kleiner, grüner und liefert dafür mittlerweile auch an die umgebende Region direkt Produkte aus. Wir kaufen weniger, das hat sich bemerkbar gemacht. Dafür finden wir mehr Läden mit Eventflächen, Repaircafes, Buchläden zum Verweilen und Konsumieren, wir leihen mehr, haben Stationen zum Recyclen und zur Neuaufwertung. Wir haben uns eben neues ausgedacht, um Menschen weiterhin zu vergnügen.

Es ist Mai 2040, wir haben übrigens gerade 32 Grad. Keine Seltenheit mehr. Daher werden klimaneutrale Essenskonzepte, weniger Online Verkauf und Lieferung und nachhaltige Bauten eine gesetzliche Verordnung. Neue Designrichtungen entstehen dabei, neue Obst & Gemüse Sorten. Vegane Essenrichtungen haben mittlerweile bei 80% der Menschen regelmäßig Platz auf dem Essenstisch und Kleiderschrank. Wollen Sie mal probieren? Wussten Sie schon? Bereits heute produzieren Designer und Architekten in der Gegend Kleidungsstücke und Einrichtungen aus Algen, Graspflanzen und Moos. Das reine Recycling von gängigen Baumwoll-Stoffen und Materialien hat über die Jahre 2030 nicht ausgereicht. Stattdessen nutzen wir Innovationen und Forschung um Meeresriffe nachzuproduzieren, Wälder „künstlich“ schneller neu zu erschaffen. Glauben Sie nicht? Bereits jetzt in dieser Minute arbeiten Wissenschaftlicher daran. Viele Prognosen sagen, dass im Land drumherum die Bevölkerung veraltert und sinkt. Wir werden älter. Das führt zur resilienten Versorgung in den Regionen und zur Infrastrukur. Gesundheit, gute Zugänge zu Lebensmitteln, zu gemeinschaftlichen Veranstaltungen, all das wird das neue „SMART“.

Es ist, wie es ist, 2040 ist nicht alles schön. Genauso wenig wie es heute alles ist. Im Jahr 2020 haben wir neue Krisen mitbekommen. Seitdem leben wir mit diesen, sie hören nicht auf. Sie sind Teil unseres Alltags: Erderwärmung, Waldbrände, Überschwemmungen, Krankheiten, aber als Teil unseres Alltags sind sie eben genau das – eine Realität, mit der wir arbeiten werden. In dem wir neue Lösungen schaffen, weil wir sie schaffen müssen. Und wenn sie sich jetzt einmal gemeinsam vor Ort mit mir in diese Welt 2040 ein letztes Mal begeben, dann merken Sie selbst, was eigentlich bereits heute keinen Platz mehr in der Zukunft hat. Einer Zukunft, in der wir leben wollen. Denn das Schöne an der Zukunft ist ja, wir erschaffen sie zu einem großen Teil mit. 

Theresa Schleicher

Theresa Schleicher gilt als eine der renommiertesten Expert:innen für die Zukunft des Handels. Seit 2015 veröffentlicht die Zukunftsforscherin die führenden Trends, Kundenbedürfnisse und Entwicklungen im Einzelhandel in Form des Retail Reports vom Zukunftsinstitut. Als Retail Advisor begleitet sie u.a. die VW Gruppe und ausgewählte Handelsunternehmen bei ihrer zukünftigen strategischen Ausrichtung.

Queer Revolution
Revolutionsrede von Io Tondolo und Itshe Petz (SelfSightSeeing Company) im Rahmen des Grand Openings

Wir sind heute hier, um über die Queere Revolution und die dringende Notwendigkeit zu sprechen, das Feld des Designs zu queeren. Design ist nicht nur eine persönliche Wahl oder eine ästhetische Vorliebe, es ist politisch. Es spiegelt die Werte und Überzeugungen der Gesellschaft wider, in der wir leben, und es prägt unsere alltäglichen Erfahrungen. Als queere Wesen wurden wir gezwungen, uns hinter den Mauern zu verstecken, die von Anhängern der patriarchalen Heteronormativität seit Jahrhunderten errichtet wurden. Wir wurden von Fanatikern und Religionen unterdrückt, gejagt und abgeschlachtet. Sie haben versucht, uns von der Natur, unseren Körpern und der Realität unserer Macht zu trennen. Aber wir waren schon immer da, infiltrierten und beeinflussten die Welt des Designs auf unsere eigene Art und Weise.

Wir sind nicht daran interessiert, uns in die sterbende Realität degenerierter alter weißer cis-Männer assimilieren zu lassen. Wir wollen Teil des Designs einer neuen Realität sein. Wir wollen Teil der Revolution sein. Als queere Designer haben wir die Macht, diesen Wandel anzustoßen und queere Räume zu schaffen.

Queerer Raum ist ein Raum der Möglichkeiten, der Lücken, Überlappungen, Dissonanzen, Resonanzen, Verfehlungen und Bedeutungsexsessen. Es trägt die Möglichkeit in sich, anders zu handeln, normative Räume herauszufordern und deren Regel Korsett zu durchbrechen. Queerer Raum ist ein Raum im Prozess, ein werdender Raum, ein Raum des Wandels, der trotz seiner temporalität Territorium beansprucht. Es ist ein ambivalenter, offener, selbstkritischer, ironischer und vergänglicher Raum der bleibende Bilder hinterlässt.

Um Heteronormativität zu kritisieren, müssen sich queere Räume eine dauerhafte Präsenz erobern. Queere Räume, die im Untergrund von Städten und Ortschaften versteckt sind, schaffen nichts anderes als Erscheinungen, die vergessen und aus der Kultur getilgt werden können. Wir müssen eine sichtbarere Präsenz in der Kreativindustrie erlangen, um ernst genommen zu werden und echte Veränderungen zu bewirken.

Als queere Wesen brauchen wir einen Raum, in dem wir erkunden können, wer wir wirklich sind, wo wir unsere fluide Geschlechtervielfalt ausleben und unsere äußere Erscheinung so oft ändern können, wie wir es möchten. Wir brauchen einen Raum, in dem wir exzentrisch, unverfroren und unser selbst gewähltes Sein strahlen lassen können. Wir haben das Recht, anders zu sein, zu glänzen, zu zeigen, dass wir hier sind ohne uns von Trugbildern des hetero-kapitalistischen Lifestyles assimilieren zu lassen.

Eine queere Architektur muss historische Unterdrückungssysteme innerhalb der Architektur abbauen, insbesondere den Akt des Entwerfens und Bauens als Werkzeug der Dominanz über marginalisierte Menschen. Eine queer geprägte Architektur ist durchträgt von Radikalität, da sie ein neues Paradigma vorschlägt: eine Architektur, die gleichzeitig gebaut und abgebaut wird, sich permanent verändernd in einem Zustand des Wandels ist; eine Architektur der Unmöglichkeit, die ständig in Mutation, Metamorphose und im Seinszustand der Fluidität verweilt und gleichzeitig eine stabile Präsenz zeigt.

Wenn wir mit dem Wissen um die Macht queerer Räume und ihre Bedeutung in der Gesellschaft, im öffentlichen Raum und in der gebauten Umwelt weiterarbeiten, können wir hoffen, dass diese Informationen den Horizont von Architekten und Designern, die nicht queer sind, immer weiter öffnen und erweitern. Für den Fall, dass auch Sie sich als queer identifizieren, soll die Anerkennung Ihrer Existenz Sie ermutigen, mehr Raum einzunehmen, stolzer zu sein und Arbeiten zu produzieren, die vollkommen und kompromisslos queer sind, und sich der glorreichen Linie bewusst zu werden, in der Ihre Arbeit stehen wird.

Abschließend möchten wir unsere aktuelle, gebaute Umwelt in Frage stellen, oder die Frage stellen, ob sie queere Bedürfnisse ernst nimmt. Städtebau und Wohnbau sind größtenteils das Werk von Heterosexuellen, die bewusst oder unbewusst ihre normativen Ideen auf alles anwenden. Es ist an der Zeit, uns zu fragen: Welche Art von gebauter Umgebung wünschen sich die mehr als 14% der Bevölkerung die sich als queer identifiziert? Wir haben gemeinsam die Macht, echte Veränderungen zu bewirken und eine Welt zu schaffen, in der queere gebaute Umwelt sichtbar, akzeptiert und gefeiert wird. Die Revolution muss nicht kommen; sie ist bereits hier, und wir sind Teil ihr.

Wir möchten den folgenden Forscher:innen, Schriftsteller:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen für ihre Arbeit danken, die unsere Rede inspiriert haben. Wir haben ihre Worte in einer nicht-akademischen und vielleicht queeren Art und Weise kombiniert und verflochten, indem wir Fragmente gesammelt und hoffentlich auf eine Weise angeordnet haben, die geschätzt wird.

Aaron Betsky, Queer Space – Architecture and Same Sex Desire, 1997 / Paul B. Preciado, Interview Spiegel Kultur, 2020 / Paul B. Preciado, Pornotopia, 2014 / Jaffer Kolb, Stand By Your Monster and Some Queer Methods, Princeton University, 2017 /  Andrés Jaque, Intimate Strangers, London Design Museum, 2017 /  Cristopher Reed, Imminent Domain: Queer Space in the Built Environment, 1996 /  Evan Pavka, in AZURE Magazine, What do we mean by queer space?, 2020 /  Lucas Cassidy Crawford,  in Transgender Architectonics, 2015 / J. Cottrill, in Queering Architecture / Eloise Choquette, in archithese queer, 2020 / Jörg Himmelreich, in archithese queer, 2020 / Jullia Joson, Queer Spaces: Why Are They Important in Architecture and the Public Realm?, Article ArchDaily, 2022

Io Tondolo & Itshe Petz (SelfSightSeeing Company)

Io Tondolo und Itshe Petz sind Designer:innen, Kurator:innen und Künstler:innen. Sie leiten gemeinsam ihre Designagentur SelfSightSeeing Company. Ihr Fokus liegt auf Sustainable Design und künstlerische Designkonzepte unter Einbeziehung der User:innen. Für ihre Projekte entwickeln sie eigene Möbelunikate mit einem Schwerpunkt auf Reuse von Materialien, eigene Stoff- und Tapetenkollektionen, Lichtobjekte und Rauminstallationen.

Als Kurator:innen leiten sie die kulturfrische. Sie entwickeln Bespielungskonzepte für Leerstand und verbinden Kulturprogramm mit Tourismus am Land. Mit einem Residency Programm geben sie Designer:innen und Künstler:innen die Möglichkeit am Land in Ruhe an Projekten zu arbeiten. Als Künstler:innen arbeiten Sie fortwährend an ihrem Langzeitprojekt itshe+io, einer Selbstinszenierung zwischen Business Artist und queerem Aktivismus. In ihren Werken behandeln Sie gesellschaftliche Themen mit kunstbasierter Forschung.

Mit ihrem Projekt: Absteige zur bärtigen Therese, einer queeren Herberge auf der Alm engagieren sich itshe+io für queeren Raum und Akzeptanz am Land. Sie sind Gastdozen:innen für Social and Sustainable Design an der FH Joanneum und für Performancekunst an der Pädagogischen Hochschule Graz.

World Domination, Love and Peas
Revolutionsrede von Patricia Yasmine Graf im Rahmen des Grand Openings

Ich bin Patricia Yasmine Graf, ich arbeite als freischaffende Künstlerin und Designerin in der „designmetropole aachen“. Mit diesem Netzwerk sind wir seit 2005 auf dem Weg zur Weltherrschaft – mit viel Humor, Liebe und Erbsen!

Meine Mitstreiter:innen und ich haben in den letzten Jahren immer wieder mit diversen Projekten, Performances und Guerilla-Taktiken für Irritation und Furore gesorgt, um auf die Dinge aufmerksam zu machen, die wir in unserer Gesellschaft für veränderungswürdig halten. Auf die Frage, warum wir das tun, haben wir uns die „Weltherrschaft“ auf die Fahnen geheftet. Weil, mal ganz ehrlich, was sonst sollte unser Antrieb sein? Ich habe seit meinem Studium die verschiedensten Dinge gemacht:

Mein eigenes Design-Label gegründet, weltweit Messeauftritte und Ausstellungen organisiert, gemeinsam mit vielen Enthusiasten ein grandioses Kultur-Hotel in einer Kirche eröffnet, an der Uni unterrichtet, Design-Thinking-Workshops geleitet und zuletzt ein Artist-in-Residence-Semester in Pakistan absolviert…

Um mir selbst treu zu bleiben, muss ich mich immer wieder selbst neu erfinden und herausfordern. Aber eine wichtige Konstante gibt es bei all den Veränderungen in meinem Leben: Ich bin dabei immer der Stimme meines Herzens gefolgt!

Wenn wir die Dinge tun, an denen unser Herz wirklich beteiligt ist, zu denen unser Herz „Ja“ sagt, dann spüren wir eine unbändige, kreative Energie, dann sind wir total im Flow. Emotion ist unser Antrieb. Ja, ihr denkt jetzt wahrscheinlich: „Oh Gott, schon wieder so eine mit zu vielen Herzchen in den Augen“?! Aber ich nenne das lieber „strategische Naivität“. Ich glaube daran, dass ich aus meinem Radius heraus meine Umwelt beeinflussen kann. Ich habe mich als Produktdesignerin irgendwann gefragt, wie viele Produkte unsere Welt eigentlich noch braucht. Brauchen wir nicht viel mehr gute Ideen, wie wir gemeinsam auf diesem Planeten (über-)leben wollen?

Wir als Designer:innen müssen heute nicht mehr nur Produkte gestalten, sondern idealerweise unsere Zukunft! Die ständigen, multiplen Krisen unserer Zeit halten uns extrem auf Trab. Wie wollen wir als Gesellschaft mit diesen Herausforderungen umgehen? Als Künstlerin und Designerin spüre ich die Verantwortung, mich einmischen zu wollen. Schon im Studium haben wir gelernt, uns und die Gesellschaft ständig zu hinterfragen.

Wir Designer haben schließlich einen großen Einfluss darauf, welche Produkte wie nachhaltig und verantwortungsvoll hergestellt werden, da wir ganz am Anfang der Produktionskette stehen. Deshalb haben wir als Designer:innen gerade jetzt einmal mehr die Aufgabe, als Pionier:innen voranzugehen, Übersetzer:innen zu sein und neue Impulse zu geben. Mit meiner Gestaltung kann ich außerdem Einfluss darauf nehmen, wie die Menschen sich an einem Ort fühlen. Ein ästhetisches Umfeld trägt zu unserem Wohlbefinden bei. Bewusst ausgewählte Materialien und Farben können Emotionen vermitteln und unsere Sinne anregen. Das bezieht sich nicht nur auf einzelne Räume und Gebäude, sondern auch auf öffentliche Plätze und unseren gesamten Lebensraum. Der Mensch und nicht der Profit sollte beim Entwerfen im Mittelpunkt stehen.

In unserem aktuellen Projekt in Aachen kreieren wir in 4 bisher leerstehenden Ladenlokalen einen neuen soziokulturellen, inklusiven Begegnungsort. Ein Reallabor, an dem Menschen kulturübergreifend, generationenübergreifend und genreübergreifend zusammenfinden, um gemeinsame Zukunftsvisionen zu entwickeln. Anstatt nur darüber zu reden, wollen wir hier Dinge direkt ausprobieren und experimentieren, trotz möglichem Scheitern.

Dabei ist Partizipation total wichtig. Es geht nicht mehr um das Gestalten eines Objektes für die Menschen, sondern darum, gemeinsam mit den Menschen zu gestalten. Jede Partizipant:in trägt ein eigenes Puzzlestück zum großen Ganzen bei. Das eröffnet immer neue Perspektiven. Wir begegnen uns offen und neugierig, lernen voneinander. Die Transformation beginnt in uns selbst. Den Wandel, den wir uns für unsere Gesellschaft wünschen, lernen wir zuerst in uns und für uns selbst zu vollziehen. Das bedeutet für mich mittlerweile „DESIGN“ – das verantwortungsvolle Gestalten des eigenen Lebens, des eigenen Umfeldes und unserer gemeinsamen Lebenswelt!

Revolution bedeutet für mich, dabei radikal ehrlich zu mir selbst zu sein!

Mich zu reflektieren und zu erspüren, was wirklich meiner Wahrheit entspricht und was ich brauche, um glücklich zu sein. Nur wenn ich das weiß, kann ich auch voll für mich und meine Bedürfnisse einstehen. Es geht darum, die eigenen Emotionen, Ängste und Grenzen zu erkennen, anzuerkennen und anzunehmen und den Mut zu haben, dem eigenen inneren Kompass zu folgen, auch wenn die Außenwelt vielleicht etwas anderes von mir zu erwarten scheint. Nur wenn ich mich selbst wirklich verstehe und ernst nehme, kann ich auch meine Mitmenschen besser verstehen und ernst nehmen und echtes Mitgefühl entwickeln. Dann erwarte ich auch nicht irgendeine Rettung von außen. Ich gebe die Opferrolle auf und trage die Verantwortung für mich selbst! Auch das ist ein ständiger Lernprozess und ich bin noch lange nicht am Ziel.

Aber eines weiß ich: DIE WELT BRAUCHT MEHR LIEBE UND MITGEFÜHL!

Ich glaube, wir müssen unser System revolutionieren, hin zu mehr Menschlichkeit und gegenseitigem Verständnis. Und das fängt immer bei uns selbst an. In Pakistan habe ich erlebt, dass die Menschen dort zwar viel weniger haben als wir hier, aber dass dafür das Gemeinschaftsgefühl und die gegenseitige Hilfsbereitschaft viel größer sind. Wir Menschen sind emotionale Wesen, wir brauchen Anerkennung für das, was wir tun. Im besten Fall von uns selbst, aber das ist nicht immer einfach, wenn wir immer noch in den täglichen Vergleichen und Machtspielchen unserer Wachstumsökonomie feststecken und generationenlang so konditioniert wurden, dass sich dabei viele Menschen unbewusst, von Angst gesteuert, hinter möglichst eloquenten Worthülsen verstecken, anstatt ins Handeln zu kommen. Ich wünsche mir mehr Einfachheit und Authentizität, mehr Leichtigkeit, mehr Spaß und Lebensfreude.

Naiv betrachtet, könnte es doch eigentlich ganz einfach sein. Wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, komme ich wohl eher nicht auf die Idee, einem anderen auf die Fresse zu hauen. Wenn also jeder Mensch in seinem eigenen Radius damit anfängt, für inneren Frieden zu sorgen, dann haben wir im besten Fall automatisch auch im Außen weniger Kriege in dieser Welt (nur mal so als Beispiel). Und ich bin mir bewusst, dass das für den einen oder die andere hier vielleicht zu einfach klingt, aber es ist meine Wahrheit und ich stehe dazu. Energie folgt der Aufmerksamkeit! Ich richte meinen Fokus auf das, was sich für mich stimmig anfühlt. Verständnis und aufrichtige Wertschätzung funktionieren wie Schmieröl im Getriebe. Ich setze meine Visionskraft dafür ein, um bei egal welchem Konflikt die bestmögliche Lösung zu finden, bei der am Ende alle Beteiligten Gewinner sind. An diese Möglichkeit zu glauben, ist der wichtigste Schritt. Die Liebe erledigt den Rest. Ich öffne mein Herz, lasse sie durch mich hindurchfließen, in meine Handlungen, meine Projekte, und ich spüre: Das ist meine Essenz. Das verändert Prozesse. Das ist meine Superkraft! Und diese Superkraft steckt in jedem von uns, so viel steht für mich fest! Lasst sie uns bündeln, für ein gemeinsames „Redesign“ unserer Gesellschaft.

Denn schon Joseph Beuys wusste:
„Die Zukunft, die wir wollen, die müssen wir selbst erfinden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“

Vielen Dank!

Patricia Yasmine Graf

Dipl. Produktdesignerin / Geschäftsführerin HOTEL TOTAL Kreativ- und Eventagentur UG. Patricia Yasmine Graf ist freischaffende Künstlerin und Designerin aus Aachen und Mitbegründerin des kreativwirtschaftlichen Netzwerkes designmetropole aachen.

Sie bezeichnet sich selbst gerne als „Creative Allrounder“. Ihr beruflicher Werdegang, der einst mit der Ausbildung zur Produktdesignerin begann, ist geprägt von einer enormen Vielseitigkeit und dem steten Mut zur Veränderung. Ihr Weg ist geradezu gepflastert mit den verschiedensten Projekten, Initiativen und Gründungen. Unmittelbar nach ihrem Diplom in Produktdesign startete Patricia ihr eigenes Label PYG®. Sie ist Gründungsmitglied von kreativwirtschaftlichen Netzwerken wie designmetropole aachen und CHE – Creative Hub Euregio, sie ist Teil des Vorstands im Hi, wir sind die Meffis! e.V, sitzt im Beirat des EFRE-Projektes FLOW.NRW / #urbanana, fungiert als geschäftsführende Gesellschafterin der HOTEL TOTAL Kreativ- und Eventagentur und war als Dozentin u.a. an der Fachhochschule Aachen, der Akademie der Bildenden Künste in Maastricht sowie am Institut für Städtebau der RWTH Aachen tätig. Nach einem Artist-in-Residence Semester am National College of Art in Lahore, Pakistan im Frühjahr 2022 ist sie aktuell unter dem Titel CREATIVE DRIVER als Chauffeurin und kreative Begleiterin der Aachener Oberbürgermeisterin unterwegs.

Circular Design Revolution
Revolutionsrede von Harald Gründl im Rahmen des Grand Openings

Liebe Designschaffende! Liebe Designkonsumierende und Designproduzierende! Liebe Designverkaufende und Designsammelnde! Liebe Designbesitzende und Designliebende. Liebe Designhassende und Designverachtende! Liebe Globalisierungskritische und fürs Klima Streikende! Liebe Designstudierende und Design-Theoretisierende! Liebe Designaktivismus-Betreibende! (Liebe Designmonat-Graz-Eröffnungsgemeinde!)

Der Erderschöpfungstag oder auch „Earth Overshoot Day“, errechnet vom Global Footprint Network, ist heuer für Österreich auf den 6. April gefallen. Wenn alle Menschen der Welt die Biokapazität der Erde so wie wir in Österreich beanspruchen würden, dann bräuchten wir fast vier Erden (3,78, um ganz genau zu sein). Bei der Biokapazität geht es um die Aufnahmefähigkeit der Meere und Wälder, unser ausgestoßenes CO2 zu binden. Es geht aber auch um das Nachwachsen von genutztem Grasland, von Agrarflächen und Bäumen. Und es geht um die Regeneration von natürlichen Fischpopulationen in Meeren, Seen und Flüssen. Von all dem nehmen wir uns zu viel – viel zu viel. Unser Welterschöpfungstag errechnet sich aus dem für alle Menschen weltverträglichen, solidarischen ökologischen Fußabdruck pro Jahr (1,6 GHa), geteilt durch den durchschnittlichen Verbrauch jedes einzelnen Menschen in Österreich pro Jahr (unsolidarische 6,1 GHa), multipliziert mit 365 (Tage). Das Ergebnis dieser simplen Rechnung ist 96, der 6. April, der 96. Tag des Jahres. Das Ergebnis zeigt eines der wichtigsten Probleme unserer Zeit unmissverständlich: Fehlende Solidarität mit den Ärmsten der Welt durch unseren Lebensstil, der in seiner exzessiven Entnahme von Biokapazität nicht weltverträglich ist.

Eine gelingende Kreislaufwirtschaft wird in biologische und technische Kreisläufe unterteilt. In Österreich beträgt die entnommene Biomasse ungefähr ein Viertel des gesamten Ressourcenverbrauchs. Technische Ressourcen machen die restlichen drei Viertel unserer verschwenderischen Lebensweise aus. Diese bestehen aus zumeist importierten fossilen Rohstoffen (13%) und Mineralien (56%) und Erzen (5%) aus österreichischem Abbau (Circularity Gap Report 2019). Das macht pro Person in Österreich einen Materialfußabdruck von 33 Tonnen pro Jahr. Bei allem Gerede zu Langlebigkeit, Zirkularität oder Recyclingfähigkeit, die wir Tag für Tag in der grüngewaschenen Werbung hören (PET-Flasche, 100% recycled, 100% recyclebar), ist die Zirkularitätsrate von Österreich nur beschämende 12%.

Was passiert mit all den nicht im Kreislauf geführten technischen Rohstoffen? Ein Teil geht als CO2 in die Luft, ein Teil ist Abfall. Ungefähr die Hälfte aller entnommenen Rohstoffe häufen wir in Form von neuen Straßen, Häusern und Produkten zusätzlich zu den bestehenden an – Jahr für Jahr. Ein Drittel der in Österreich verbauten Gesamtmasse sind Häuser. Ein Drittel ist Infrastruktur, Straßen zum Beispiel. Und das letzte Massendrittel ist unsere Biomasse (berechnet als Trockenmasse). Weltweiten Schätzungen zufolge ist die von Menschen verbaute Masse von Häusern, Straßen und dergleichen ebenso groß wie die gesamte Biomasse der Erde. Und sie steigt weiter exponentiell. Die weltweite Klimakrise ist eine unmittelbare Folge unserer Ressourcenverschwendung.

Der Ministerrat hat im Dezember 2022 die Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie beschlossen. Ein klares Ziel ist, bis 2050 den Materialfußabdruck von 33 Tonnen auf 7 Tonnen zu reduzieren. Wie das geht? Einfach gesagt, werden wir dann keine neuen Straßen und Häuser mehr bauen können oder eben nicht so dumm wie heute. Die Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie nennt an erster Stelle – (ich zitiere): „Zirkuläres, nachhaltiges Design als neues Gestaltungs- und Entwicklungskonzept („circular by design“) zu etablieren und zu verbreiten.“ (Zitat Ende) als wichtigste Maßnahme.

Unsere heutige Konsumkultur im globalen Norden ist von Verschwendung, Überfluss und Ausbeutung geprägt. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass die Konsumkultur, in der wir leben, für die wir produzieren und gestalten, in eine Kreislaufkultur überführt wird. In der Krise von Ökologie und Ressourcenverschwendung wird von der österreichischen Politik erstmals zirkuläres Design als die (!) Lösungsstrategie unserer gesellschaftlichen Misere allen anderen Maßnahmen vorangestellt.

Liebe Designschaffende (und den Begriff möchte ich sehr weit interpretiert wissen), das ist ein historischer Moment, für das Curricular Design, auf die Barrikaden zu steigen und eine Designrevolution zu beginnen. Es ist eine Revolution der „ökologischen Klasse“ (Bruno Latour), die sich gegen die rücksichtslose Konsumkultur wendet. Es wird eine Revolution sein, bei der Produkte durch Modularität und Upgrade Fähigkeit ein längeres Leben bekommen. Es wird eine Revolution der Produktsysteme sein, bei der neue Formen der Nutzung statt des Besitzes etabliert werden. Es wird eine Revolution der Fabriken sein, in denen Produkte nicht nur erzeugt, sondern auch wieder, in ihre Einzelteile zerlegt, zu neuen Produkten werden. Und es wird eine Revolution auf Materialebene sein, bei der wirklich zirkuläre Materialien zum Einsatz kommen, die keinen Schaden bei Umwelt und Menschen verursachen. Die Gestaltung der Rückführung von Materialien und die Verlängerung der Nutzungsdauer wird zur ebenso wichtigen Designaufgabe wie die ästhetische Erscheinung eines Produktes. Designentscheidungen im Circular Design basieren auf Fakten und nicht Meinungen und Vorlieben wie bisher.

In der Kreislaufkultur wird Circular Design das Gestaltungsparadigma, das alles dominierende Prinzip. Wir stürzen das Prinzip der globalisierten, ausbeuterischen Überproduktion und ersetzen es durch lokale Produktion und lokale Materialströme nach Bedarf. Die Kreislaufkultur ist eine Gestaltungsaufgabe, die ein gutes Leben mit einer weltverträglichen Ressourcennutzung erreicht.

Unsere Revolutionsfahne zeigt eine gelbe Raute. Sie verweist einerseits auf ein Schifffahrtszeichen, das einen sicheren Fahrweg anzeigt. Als mathematisches Symbol bedeutet die Raute die Möglichkeit einer Revolution.

Design Revolution jetzt!
Design Revolution now!

Harald Gründl

Harald Gründl (Dr.phil.habil) ist Designer, Designtheoretiker und Kurator. Er ist Partner bei EOOS Design, Co-Geschäftsführer des Social Enterprise EOOS NEXT und leitet das außeruniversitäre Institute of Design Research Vienna (IDRV). Mit dem IDRV hat er gemeinsam mit Ronja Grossar zuletzt die Circular Design Rules (2021) entwickelt. Das Toolkit hilft Designschaffenden und produzierenden Unternehmen, kreislauffähige Produkte zu gestalten und zu evaluieren. Das IDRV hat neben zahlreichen Ausstellungs- und Forschungsprojekten auch das Buch Werkzeuge für die Designrevolution (Niggli, 2014) herausgegeben. „Design Revolution Now“ ist ein neues performatives Projekformat das die Dringlichkeit einer Transformation im Design in Richtung Weltverträglichkeit einfordert.

Revolution des (Nicht-)Bauens
Revolutionsrede von Daniel Fuhrhop im Rahmen des Grand Openings

Eine Revolutionsrede ist hier angekündigt – und revolutionär wäre es beim Bauen, wenn wir einfach mal nicht bauen würden.  Wenn wir stattdessen die Häuser, die wir schon haben, besser nutzen.

Wenn wir es schaffen, die vorhandenen Wohnflächen besser zu nutzen, würden wir uns viel Ärger sparen: Bauen vernichtet unsere Äcker und Wiesen. Es zersiedelt die Landschaft. Es versiegelt die Böden, kein Wasser kann versickern. Bauen vernichtet in den Städten das kühlende Grün, das doch immer wichtiger wird in den Sommern, die durch den Klimawandel immer heißer werden. Und Bauen verbraucht Sand, Kies und Zement. Das belastet nicht zuletzt das Klima – allein die Zementherstellung verursacht acht Prozent aller Treibhausgase, fast doppelt soviel wie das Fliegen. All diese Probleme würden wir uns sparen, wenn wir auf Neubau verzichten könnten. Dafür müssten wir die Fläche, die wir haben, besser nutzen.

Wir haben im Durchschnitt immer mehr Wohnfläche pro Kopf, aber es gibt viele Menschen, die dringend eine Wohnung suchen. Im Gegensatz dazu wohnen andere Menschen auf sehr großer Fläche. Allein im Haus, damit sind manche ältere Personen nicht glücklich, sondern sie fühlen sich einsam. Sie fragen sich, wie sie anders mit ihrem Wohnraum umgehen können. Um Antworten zu finden, sprechen wir am besten mit den älteren Menschen. Das tue ich jetzt: Mit einer  älteren Dame, die allein im Haus lebt, mit Frau Mohs.

Frau Mohs: Moin miteinander. Ich komme aus dem Norden. Schön hier im Süden. Tatsächlich ist es so, wie Herr Fuhrhop es sagt: Ich wohne allein in meinem großen Haus, die Kinder sind schon lange ausgezogen, und der Gerhard schaut sich das alles von oben an. Ich würde gern anders wohnen, und ich weiß auch, es gibt viele Menschen, die suchen dringend Wohnraum. Herr Fuhrhop, was können Sie mir anbieten?

Herr Fuhrhop: Frau Mohs, ich kann ihnen fünf verschiedene Angebote machen. Das erste wäre eine Art Untermieter: Wir vermitteln ihnen eine junge Person, die wenig Miete zahlt, aber im Haushalt hilft und mit ihnen zusammenwohnt.

Frau Mohs: Das hört sich gut an, her mit den jungen Leuten! Dann können die mir nicht nur helfen, man kann auch mal ein Schwätzchen zusammen halten, Karten kloppen oder ein Schnäpschen trinken.

Herr Fuhrhop: Moment, Frau Mohs, ich wollte ihnen noch andere Möglichkeiten anbieten. Dafür habe ich eine Formel entwickelt, 3U & VW, und Untermiete ist das erste U. Das zweite U wäre der Umzug in eine kleinere Wohnung, dann müssen sie sich um weniger kümmern, und andere können in ihr großes  Haus ziehen.

Frau Mohs: Nein, das kann ich mir nicht gut vorstellen: Eine kleinere Wohnung kostet oft mehr als die große. Außerdem möchte ich gern bleiben, wo ich bin.

Herr Fuhrhop: So wie Ihnen geht es vielen, deshalb sind Projekte wie Wohnungstauschbörsen und Umzugsprämien oft Flops. Aber es gibt noch ein drittes U nach Untermiete und Umzug: der Umbau. Wir könnten etwas abtrennen, und diese Wohnung dann vermieten. Ohne Zusammenwohnen und Schäpschen trinken, getrennter Eingang, getrennte Wohnungen.

Frau Mohs: Das kann ich mir schon vorstellen, aber wer kommt dann da rein?

Herr Fuhrhop: Da können wir ihnen jemand vermitteln, das V der Formel 3U & VW, und die Miete garantieren wir ihnen, und es gibt jemand, der sich um jeden Ärger sofort kümmert.

Frau Mohs: Hört sich gut an. Aber eigentlich wollte ich doch mit jemand zusammenwohnen!

Herr Fuhrhop: Wenn sie Gesellschaft möchten, können wir gemeinschaftliches Wohnen organisieren, das W in 3U & VW. So entsteht ein kleines Wohnprojekt mit mehreren alten und jungen Leuten.

Frau Mohs: Eine Person, viele Personen, umbauen, umziehen, das sind so viele Möglichkeiten, das müssen wir ein bisschen gründlicher besprechen.

Herr Fuhrhop: Genau das tun wir hier in Graz: Kommen Sie morgen Nachmittag von 14 bis 18 Uhr zu uns, zum Panel „revolutionize the built environment“. Diskutieren Sie mit – was  bieten wir den Menschen, die allein im Haus wohnen wie Frau Mohs?

Frau Mohs: Ihr könnt ja noch weiter reden, aber ich sage dann schonmal Tschüß bis morgen!

Herr Fuhrhop: Vielen Dank Frau Mohs!

Wenn es uns gelingt, Frau Mohs die richtigen Angebote zu machen, und allen Menschen, die allein im Haus wohnen und das nicht möchten, wird die Fläche frei, die andere dringend suchen. Dann schaffen wir dringend benötigten Wohnraum. Wir bringen Menschen zusammen mit mehr Nähe und Nachbarschaft. Und wir schützen den Boden und das Klima, denn wir sparen uns all den Ärger mit Neubau. Und lösen eine Revolution im Bauen aus, indem wir nicht bauen.

Daniel Fuhrhop

Daniel Fuhrhop, Wohnwendeökonom, berät Kommunen, wie sich Wohnraum durch Beratung von Eigentümerinnen besser nutzen lässt. Fuhrhop schrieb die Streitschrift „Verbietet das Bauen!“ und den Ratgeber „Einfach anders wohnen“. Zuvor war er fünfzehn Jahre Unternehmer und leitete den Stadtwandel Verlag. 2021 kandidierte er als Oberbürgermeister von Oldenburg und erreichte in der Stichwahl 46%. Er lebt seit 2022 in Potsdam. Im Sommer 2023 erscheint seine Dissertation zum „unsichtbaren Wohnraum“.